der siebte Tag :
Wer dieser Tage unter den KollegInnen herumfragt, ob sie denn schon einen wirklich tollen Film gesehen haben, ob sie einem als Nichtakkreditierten denn irgendeinen Film empfehlen könnten, für den es sich wirklich lohnen würde, für eine Karte anzustehen, bekommt man ausnahmslos Achselzucken zur Antwort. Schlimm! Dabei geht die Berlinale schon in den siebten Tag! Wo soll das hinführen? Wo ist bloß die Euphorie hin? Deutscher Film, Leute, war das nicht vor ein paar Tagen mal das Thema?
Aber wer weiß: Heute könnte sich all das ändern. Denn wer vor der Berlinale die Ohren spitzte, wenn sich ebenjene KollegInnen unterhielten, die nun mit den Achseln zucken, der konnte öfters den Namen Valeska Grisebach hören. Die große Story dieser Filmfestspiele!, so flüsterte es einem wenigstens der kulturjournalistische Instinkt ein. Junge deutsche Regisseurin, hat 2001 mit „Mein Stern“ einen Überraschungserfolg. Ihrem Diplomfilm von der DFFB, einem Spielfilm-Porträt einiger Jugendlicher aus den Plattenbauten von Berlin-Mitte. Nun ist sie mit ihrem zweiten Film gleich im Wettbewerb gelandet: „Sehnsucht“. So muss ein Aus-der-Obskurität-zum-Erfolg-aber-vorsichtshalber-auf-dem-Boden-geblieben-Film aussehen: Er spielt in der ostdeutschen Provinz und erzählt die Liebesgeschichte von einem Feuerwehrmann und einer Haushaltshilfe.
Bestimmt ein trauriger Film ist „Komornik“ („Der Gerichtsvollzieher“) von dem polnischen Regisseur Feliks Falk, der heute im Panorama gezeigt wird. Zumindest dem Bild nach zu urteilen, das schon vor der Premiere vorliegt: Da versucht ein fieser Kerl einem kleinen Mädchen das Akkordeon wegzunehmen – im Hintergrund steht ein uniformierter Büttel der Klassenjustiz und garantiert die Wahrung der Besitzverhältnisse. Der fiese Kerl dürfte ziemlich sicher der Wahrschauer Gerichtsvollzieher sein, von dem der Film handelt und der sich im Laufe der 93 Minuten seine verdiente Identitätskrise einhandelt. Auch hier kann man gespannt sein. Werden die Klassenverhältnisse einmal ganz anders dargestellt? Darf das Mädchen sein Akkordeon behalten, oder muss es dafür büßen, dass seine Eltern die Miete nicht bezahlt haben?