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Archiv-Artikel

der neunte tag

Machen die sich etwa Konkurrenz? Am Donnerstagabend mussten sich die Fans entscheiden, ob sie auf Oscarpreisträgerin Renée Zellweger am Berlinale-Palast oder auf Heike Makatsch am Friedrichstadtpalast warten wollten. Makatsch spielt „Hilde“ in einer Verfilmung der Lebensgeschichte von Hildegard Knef (Regie: Kai Wessel) in der Sektion Berlinale Special. Renée Zellweger spielt eine exzentrische Frau auf der Suche nach einem wohlhabenden Mann in der Filmkomödie „My One and Only“ von Richard Loncraine im Wettbewerb.

Konkurrenz ist natürlich das Geschäft der Berlinale, die auf immer mehr Sektionen immer mehr Filme präsentiert. Sie vermeldete denn auch guter Dinge, dass schon zur Halbzeit mit 270.000 Tickets 30.000 Karten mehr verkauft waren als 2008. Über eine Konkurrenz aber freut sich Berlinale-Chef überhaupt nicht, die zeitgleiche Gala „Cinema for Peace“. Seit sieben Jahren fordert Kosslick, dass die Veranstalter offenlegen, wer wie viel Geld erhalte und was mit den Spenden geschehe. Catherine Deneuve habe im ersten Jahr 100.000 Euro für ihr Erscheinen bekommen. „Das hat doch nichts mit Charity zu tun“, beklagte er. Die Gala dürfe nicht in der Zeit der Berlinale stattfinden. Der Veranstalter von „Cinema for Peace“ laufe jedoch „in Hollywood rum und sagt, das wäre die Menschenrechtsveranstaltung der Berlinale“.

Eine weitere Großveranstaltung im Windschatten der Berlinale ist hingegen durchaus im Sinne ihres Erfinders: der Europäische Filmmarkt, ein großer Branchentreff. Mehr als 400 Aussteller haben sich in diesem Jahr für den Markt angemeldet, der als wichtiger Indikator dafür gilt, wie die kommenden zwölf Monate geschäftsmäßig verlaufen werden. Hier werden Produzenten mit Verleihern zusammengebracht – die einen haben die Filme, die anderen die Mittel, sie in die Kinos zu bringen. Es ist ein großer Kampf um Aufmerksamkeit, der hier mit Plakaten, Bergen von Infobroschüren und Flyern ausgefochten wird. Was die Zahl der aufgeführten Filme angeht, ist der EFM mehr als doppelt so groß wie die Berlinale selbst. Allerdings hat das Filmfest die zuverlässigeren Zuschauer. Länger als eine halbe Stunde, so räumt ein deutscher Verleiher ein, bleibe er kaum in einer Vorführung sitzen – schließlich muss er in acht Tagen so viele Filme wie möglich sichten.

Ausgeschlafene Zuschauer applaudierten dagegen am Donnerstag „Milk of Sorrow“ (La Teta Asustada), dem ersten peruanischen Spielfilm, der je um den Goldenen Bären konkurrierte. Der Film von Claudia Llosa erzählt von einer jungen Frau, die an den Folgen des Jahre zurückliegenden Terrorsystems in Peru leidet.