der kommentar : Und sie schützen doch!
George W. Bush weiß, wie man gegen Aids vorgeht: mit Enthaltsamkeit und Treue. Jetzt wird alles gut
Die Kirchen hatten schon immer das nötige Know-how in Seuchenfragen, es ist ja allgemein bekannt, dass die Pest alleine durch exzessives Beten erfolgreich bekämpft werden konnte.
Kein Wunder, dass sie nun darauf drängen, sich auf der Welt-Aids-Konferenz von Bangkok einzubringen, mit besonderer Unterstützung des obersten Gotteskriegers George W. Bush: Die US-Administration setzt im Kampf gegen Aids auf Enthaltsamkeit vor der Ehe und Treue, statt sich nur auf Kondome zu verlassen. Ein Drittel der US-Mittel für Aids-Programme soll religiösen Gruppen zukommen, die eben diese Werte hochhalten. Ugandas Präsident Yoweri Museveni findet nun plötzlich auch, dass Kondome nicht die ultimative Lösung sein können, und setzt auf Abstinenz. Entweder hatte Gloria von Thurn und Taxis („Der Afrikaner schnakselt halt gern“) Unrecht, oder Museveni macht sich Sorgen um den ugandischen Anteil an den US-Geldern.
Was sind schon 38 Millionen HIV-Infizierte gegen die christliche Sexualmoral, sollen doch all diejenigen verrecken, die sich nicht an die Regeln halten.
Katholiken, Hindus und Muslime wiesen in Bangkok darauf hin, dass Sex nur in der Ehe erlaubt sei, und ignorieren, dass es im Zeitalter von Aids keinen Platz mehr gibt für bigotte Spielchen und Verlogenheiten. Promiskuität und Untreue finden im Untergrund statt: Dies schützt vor Strafe, nicht vor dem Virus.MARTIN REICHERT