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der homosexuelle mann . . .

von Elmar Kraushaar

. . . pöbelt nicht! So steht es in TravelTalk, dem „jungen Wochenmagazin für Reiseverkäufer“. Und: „Und fliegt gern Business Class.“ Und: „Sie sind gepflegt.“ Das sind die neuen Lehrsätze, Teil einer groß angelegten Umerziehungsoffensive: Wie machen wir aus einer Minderheit verschwitzter Sex-Monster eine Gruppe possierlicher Zeitgenossen!

Erinnern Sie sich noch? Vor zwanzig Jahren? Kaum einer kannte einen Homosexuellen, und – mal ehrlich – man wollte sie auch nicht kennen. Das waren Menschen, bei deren Anblick man hastig die Straßenseite wechselte. Die Aidskrise zwang zu anderem Handeln, als potenzielle Virusträger musste man homosexuelle Männer zur Kenntnis nehmen, um Schlimmeres zu verhindern. Wir erinnern uns an eine Sternstunde der Annäherung und Aufklärung: Die Moderatorin Lea Rosh trinkt live vor Millionen Fernsehzuschauern aus dem benutzten Weinglas eines HIV-infizierten Talkgastes und fällt nicht tot vom Stuhl. Das war der Durchbruch.

Der Rest seitdem ist nur noch Feinarbeit. Der letzte große Schliff war die Umsetzung des homosexuellen Einzelnen in ein gleichgeschlechtliches Paar, seit den Bemühungen der rot-grünen Regierung um die entsprechende Gesetzgebung kennen wir nur noch Paare. Es folgte der geniale Schachzug der Marketingphilosophen: Aus den Paaren wurden reiche Paare – „double income – no kids“ so die Idiotenformel – schwule Paare haben Geld wie Heu und „schauen nicht auf die Mark“ (TravelTalk), also ran an die „Traumkonsumenten des 21. Jahrhunderts“ (Marketingexperte Norbert Bolz im Focus).

Das wissen auch die TravelTalker und bringen ihren Reisehändlern jetzt die letzten Tricks bei, damit es zum „Reibach mit Regenbogen-Reisen“ kommen kann. Also: „Nicht anbiedern! Das kommt nicht gut an. Homosexuelle haben einen siebten Sinn dafür, ob sie jemand ernst nimmt oder nur ausnutzen will.“ Oder: „Auf keinen Fall anstarren! Homosexuelle fühlen sich häufig als Außenseiter.“ Oder: „Immer locker bleiben und nicht verkrampfen – egal, was der Kunde auch fragt.“ Anders formuliert: Auch wenn ein hochsensibles Rudolf-Mooshammer-Double mit Federboa am Counter eine Sextour mit Darkroom- und Fistfuck-Garantie verlangt – ganz ruhig bleiben, nur an die Kohle denken, alles wird gut. Denn: „Die Klientel ist gut betucht, ihr Haushaltseinkommen pro Jahr beträgt durchschnittlich 184.000 Mark. Dertour rechnet, jährlich drei bis fünf Millionen Mark Umsatz mit Gay-Reisen zu machen.“

Die weitaus eleganterer Umgangsform mit der neuen Kundenschar wählte unlängst die Hyatt-Hotelgruppe. In ihrem CSD-Package-Angebot für Köln erwähnte sie mit keinem Wort mehr den eigentlichen Sinn und Zweck einer CSD-Parade, unschicke Begriffe wie „lesbisch“, „schwul“ oder „homosexuell“ kamen überhaupt nicht vor, nicht einmal das widerlich-verklemmte „gay“. Am CSD – so die Hyatt-Händler – wird der „an Aids verstorbenen Freunde gedacht“, das muss reichen zur Verständigung. Der lukrative Rest sind „Partys, Feiern und die farbenprächtige Parade“.

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