der heimliche entsafter von RALF SOTSCHECK :
Eine Satellitenschüssel, mit der man in Irland die deutschen Programme empfangen kann, ist nicht unbedingt ein Segen. Freunde und Verwandte haben mir verboten, nachts die Dauerwerbesendungen anzuschauen. Ich sei zu gutgläubig, sagen sie, meinen aber in Wirklichkeit, dass ich ein Trottel bin. Dabei ist es durchaus entspannend, nach einem arbeitsreichen Tag zwei Menschen zuzusehen, von denen einer wie ein Marktweib ein Produkt anpreist, während der andere mit großen Augen staunt und dieses Produkt grenzenlos bewundert. Das könnte ich sein.
Zur Dauerwerbesendung gehört ein griffbereites Telefon, denn man kann rund um die Uhr Bestellungen aufgeben. Zum Beispiel für den „Rocket Chef“. Im Fernsehen scheint es spielend einfach, selbst das gemeinste Gemüse in dünne Scheibchen zu zerhäckseln. In Wirklichkeit mit einer Hand das Gerät kräftig festhalten, mit der anderen heftig kurbeln. Und warum ist im Preis ein Ersatzgerät inbegriffen? Aber zumindest funktioniert es auch bei Stromausfall. „Wann hatten wir das letzte Mal Stromausfall“, fragt die Tochter, „als du Gemüse klein schneiden wolltest?“
Man kann statt dessen freilich ein Messer benutzen. So etwas gibt es auch im Werbefernsehen – ein zwölfteiliges Set im Messerblock. Mit einem davon kann man sogar dicke Gartenschläuche durchschneiden. Das überzeugt mich, bis mich der Nachbar fragt: „Warum willst du einen dicken Gartenschlauch zerschneiden?“ Ich muss zugeben, dass mich der Drang, dicke Gartenschläuche durchzuschneiden, bisher nicht überkommen hat, aber es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass man für den Fall gewappnet ist.
Aus dem Staubsauger ist leider nichts geworden. Dabei scheint es ein wahres Wundergerät zu sein, das man sich unter den Arm klemmt und damit die ganze Wohnung in Nullkommanichts von Staub und Spinnenweben befreit. „Nur noch 618 Stück“, droht es aus dem Fernseher. Minuten später heißt es: „Noch 428 Stück.“ Jetzt aber hurtig, denke ich. Leider sind meine Mitbewohner noch wach und nehmen mir Telefon und Kreditkarte weg. Ich werde vorsichtiger sein müssen.
Beim Glasveredelungsspray verzichte ich freiwillig, obwohl der glatzköpfige Herr, der einen Spiegel damit putzt, zunächst recht überzeugend wirkt. Das Spray strömt aber Zimtduft aus, ein Minuspunkt. Und als der Putzteufel dann einen mit Delfinen verzierten Klodeckel putzt und behauptet, das sehe doch „voll südseemäßig“ aus, sehe ich vom Kauf seines Sprays ab
Beim „Power-Entsafter“ kann ich aber nicht widerstehen. Er soll 30 Prozent mehr Saft aus einem Stück Obst herausholen als herkömmliche Geräte. Im Fernsehen haben sie ungeschälte Orangen in die Maschine geworfen. In der Bedienungsanleitung steht dagegen, dass das Obst geschält und entkernt werden muss. Eine Fehlinvestition? Wenn ich täglich vier Liter Karottensaft trinke, hat sich das Gerät in anderthalb Jahren amortisiert. Aber ich muss es gut verstecken und heimlich entsaften, sonst nimmt man mir die Kreditkarte wieder weg.