der fünfte tag :
Ei, wo sind sie denn, die Berühmten? Kate Winslet wieder abgereist, Keanu Reeves und Woody Harrelson noch nicht da: Am Wochenende sprach so mancher Berlinale-Beobachter schon von „Starflaute“. Keine Spur jedenfalls von Judi Dench und Jude Law, die in Sally Potters Wettbewerbsfilm „Rage“ spielen, oder von Tommy Lee Jones, der in Bertrand Taverniers „In the Electric Mist“ als Kripobeamter brilliert, der von einem toten General aus dem Jenseits angefunkt wird. Zeit für den Kino-Interessierten also, sich – statt am roten Teppich auszuharren – ein paar Stunden anderweitig zu beschäftigen.
Zum Beispiel mit der Frage: Was wären all die Filme, die dieser Tage vorgestellt, diskutiert und verkauft werden, ohne einen Vorspann? Eine Ausstellung in den Berliner Kunst-Werken, die am Samstag parallel zur Berlinale eröffnet wurde und bis zum 19. April zu sehen ist, gibt die Antwort: Ganz schön arm dran wären sie. „Vorspannkino“ zeigt über 50 auf außergewöhnlich erfindungsreiche Weise Schrift, Bild und Ton verbindende Vor- (und teilweise auch Ab-)spanne, u. a. von Saul Bass, der durch seinen Vorspann für Hitchcocks „Vertigo“ bekannt wurde. „Als sich Mitte der 1950er-Jahre die Filmgesellschaften verpflichteten, alle beteiligten Künstler im Vorspann zu nennen, waren es vor allem Saul Bass, Wayne Fitzgerald und Maurice Binder, die diese rechtliche Vorgabe als erweiterten Raum begriffen“, heißt es im Begleittext der Ausstellung.
Je bekannter der Schauspieler, desto weiter nach vorne rutscht sein Name in der Hierarchie des Vorspanns – so die eiserne Vorspannregel. Ganz vorne wird also bald der Name von David Kross zu lesen sein – zumindest, wenn auf die „Shooting Star“-Auszeichnung Verlass ist, die von der Berlinale-Jury jährlich an zehn vielversprechende Akteure vergeben wird. Die Jury lobte die „große Bandbreite an Gefühlen“ des 18-jährigen, aus Bargteheide bei Hamburg stammenden Blondschopfs, der schon bei Detlef Buck spielte und nun in Stephen Daldrys „Der Vorleser“ zu sehen ist – im Bett mit der (wie bereits vermeldet) Berlin inzwischen wieder verlassen habenden Kate Winslet.