daumenkino: Das 18. Grün
Golf ist, ob einem das gefällt oder nicht, der Sport der Stunde. Tiger Woods, kürzlich erst zum Weltsportler des Jahres gewählt, sei Dank. Was uns noch bevorsteht, wird die Mainstreamisierung von Tennis, die hier in den 80ern stattfand, wie Kinderkram erscheinen lassen. Vor diesem Hintergrund scheint ein Golffilm also keine so schlechte Idee zu sein. Einerseits profitieren vom Boom und andererseits den Proleten, die nun in die Country Clubs drängeln, mal was erzählen von den wahren Werten des Spiels.
So haben sich das die Verantwortlichen von „The Legend of Bagger Vance“ wahrscheinlich auf dem 18. Grün gedacht. Dann haben sie Robert Redford Regie führen lassen, und das war ein Fehler. Der versucht nun in einer sinnlos die Zeitebenen im Minutentakt wechselnden Exposition die Geschichte eines Golfers aus Savannah, Georgia, auf den Weg zu bringen, der beim Kampfeinsatz im Ersten Weltkrieg seinen Lebensmut und – viel schlimmer – seinen „authentischen Golfschwung“ verloren hat.
Matt Damon, der sich langsam hüten muss, nicht als permanentes Alter Ego von Redford zu enden, spielt den Golfer, der – logisch – erst ein wichtiges Golfspiel gewinnen muss, bevor er das Mädel kriegt und das Glück wieder findet. Auf dem Weg dorthin steht ihm Bagger Vance zur Seite, ein Caddy, der ebenso unvermittelt aus dem nächtlichen Dunkel auftaucht, wie er wieder dorthin verschwindet. Zugegeben, der von Will Smith gespielte Schlägerträger ist als märchenhafte Figur angelegt, aber dass ein Afroamerikaner in den 20er-Jahren im tiefsten Süden der USA einfach so in ein blütenweißes Clubhaus marschiert, ohne auch nur das kleinste Stirnrunzeln geschweige denn eine diskrete Lynchaktion des Ku-Klux-Clans zu provozieren, ist einfach zu absurd.
Was Bagger Vance schlussendlich von Onkel Tom unterscheidet, ist das lose Mundwerk von Will Smith. Aber auch er muss sich des Öfteren in ausgelutschten Golfweisheiten ergehen: „Beim Golf kann man nicht gewinnen, Golf kann man nur spielen.“ Solche Sinnsprüche sind die Essenz von „The Legend of Bagger Vance“, dem nun mittlerweile dritten Film von oder mit Redford, in dem ein Sport (Baseball in „The Natural“ von Barry Levinson) oder zumindest eine sportähnliche Beschäftigung (Fliegenfischen in Redfords dritter Regiearbeit „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“) als Metapher für das Leben herhalten muss. Das kann funktionieren, es gibt ein paar Filme, in denen das gut geht. Dieser aber gehört definitiv nicht zu ihnen.
THOMAS WINKLER
„The Legend of Bagger Vance“.Regie: Robert Redford. Mit MattDamon, Will Smith, Charlize Theron,Bruce McGill, Joel Gretsch u. a.,USA 2000, 120 Min.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen