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das wird„Ich bin mit Folklore groß geworden“

Die galicische-Band Baiuca präsentiert im Hamburger „Knust“ ihren Elektro-Folk

Interview Knut Henkel

taz: Álex Guillán, was bedeutet der Band-Name „Baiuca“?

Álex Guillán: Eine Baiuca ist so etwas wie eine Taverne, eine Bar

taz: Ihr Sound ist hier noch nicht ganz angekommen: Das Konzert im Knust ist erst Ihr zweiter Auftritt in Deutschland – woran liegt es?

Guillán: Zumindest nicht am fehlenden Interesse. Wir sind in Kontakt mit Clubs in Berlin, wollen dort, aber auch im Rest Europas spielen, aber es stimmt, dass wir im August unser erstes Konzert in Deutschland gegeben haben, in Nürnberg. Das war ein voller Erfolg. Den hoffen wir in Hamburg zu wiederholen.

taz: Mit demselben Line-up?

Guillán: Nicht ganz, aber mit den beiden Sän­ge­r:in­nen, mit Live-Percussion und mehr.

taz: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Folklore Galiciens mit elektronischen Beats zu fusionieren?

Guillán: Das war ein ganz natürlicher Prozess. Ich bin mit Folklore groß geworden, die galicische Gaita, eine Art Dudelsack, habe ich schon als Kind gespielt, war dem treibenden Rhythmus, bei dem Pfanne, Töpfe und mehr zum Einsatz kommen, immer verbunden. Daran hat sich auch nichts geändert, als ich nach Madrid zog und meine ersten Songs präsentierte. Sie haben alle galicische Gene.

Foto: Bryan Novak

Álex Guillán

34, Sänger und Musiker aus Catoira. Sein Band-Projekt „Baiuca“ wurde 2022 bei den prestigeträchtigen Premios de la Música Independiente gleich doppelt ausgezeichnet.

taz: Gilt das auch für die Stücke des neuen Albums „Barilla“?

Guillán: Ja, zweifelsfrei. Ich lasse mich von der galicischen Kultur inspirieren, stöbere in Archiven, nehme hier einen Satz mit, dort ein paar Noten oder die Sequenz eines traditionellen Stückes. Das kann zu einem wiederkehrenden Element in einem Stück werden, genauso wie ein Gesangspart von einer der Sän­ge­r:in­nen, mit denen ich arbeite, oder eine Idee von Xosé Lois Romero, dem Percussionisten. Wir arbeiten gemeinsam: Baiuca ist ein Musik-Projekt.

taz: Mit dem Sie bereits in Kolumbien, aber auch im Sudan aufgetreten sind und gefeiert wurden …

Guillán: Ja, wir haben dort Erfolg gehabt, sind aber auch in Spanien mittlerweile gefragt. In Kolumbien, aber auch im Sudan, kamen wir so gut an, weil die Musik Galiciens sehr perkussiv ist, afrikanische Einflüsse hat. Die wirkten wie eine Brücke, sodass die Leute schnell auf unsere Musik einstiegen. Das war großartig.

taz: Hat Ihr Fortzug auch Ihren Bezug zur Kultur und Musik Galiciens verändert?

Guillán: Ja, sie ist anders zu hören und zu erleben. Für mich geht damit aber auch einher, die eigenen Klänge stärker wertzuschätzen. Unsere Musik in die Welt zu tragen, quasi als musikalischer Botschafter Galiciens, ist ein Privileg.

Konzert Baiuca, Knust, Hamburg Samstag 19. 10., 21 Uhr

taz: Gibt es Vorbilder, die Sie inspiriert haben, galicischen Folk ins 21. Jahrhundert zu holen?

Guillán: Es sind DJs wie Chancha Via Circuito aus Argentinien, Nicolá Cruz aus Ecuador, die elektronische Musik mit den traditionellen Sounds der Anden und traditionellen Instrumenten fusioniert haben, die mir unter anderem den Weg gewiesen haben. Jetzt beim letzten Album „Barilla“ haben ich wiederum mehr mit europäischen Produzenten zusammengearbeitet.

taz: Sie leben in Barcelona, aber die Videos auch für die letzten Stücke sind in Galicien entstanden. Wie halten Sie den Kontakt?

Guillán: Oh, ich bin regelmäßig vor Ort. Die Band stammt aus und lebt in Galicien. Folgerichtig proben wir dort. Dort ist auch unser aktuelles Album entstanden. Das hebt sich deutlich von unserem Debüt „Solpor“ ab, nicht nur von der Aufnahmequalität, auch von den Strukturen der Songs, die weniger Samples und mehr direkt eingespielte Elemente enthalten. Wir haben dazugelernt.

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