das wird: „Wir haben leider keine Heizung“
Mit einem Jazz-Konzert endet die Saison in den „Knechtschen Hallen“ in Elmshorn
Interview Alexander Diehl
taz: Claus Schlüter, gäbe es die Knechtschen Hallen respektive das Kranhaus noch – ohne Ihren Freundeskreis?
Claus Schlüter: Die Knechtschen Hallen sind ein Gebäudekomplex aus sechs Gebäuden: drei große Hallen, schon immer im Privatbesitz, und drei kleine, die um 2007 von der Stadt gekauft wurden. Ungefähr seitdem standen alle sechs Hallen leer und verfielen. 2014 gründete sich der Verein, um den Verfall zu stoppen, einen Investor für die großen Hallen zu finden und die Stadt davon zu überzeugen, einen Teil kulturell zu nutzen.
taz: Was war die Rolle des Vereins?
Schlüter: Wir haben es zunächst geschafft, Politik, Verwaltung und Besitzer an einen Tisch zu bekommen und gemeinsam nach einem Investor für die großen Hallen zu suchen. Gleichzeitig haben wir in den kleinen Hallen das Kranhaus in Beschlag genommen, teilrenoviert, instandgesetzt und kulturell genutzt.
taz: Was ist das Kranhaus?
Schlüter: Alle Gebäudeteile entstanden zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Das besondere am Kranhaus ist, dass es als ältestes Gebäude später von einer „Mantelhalle“ umbaut wurde. Es ist also ein Haus in einem größeren. Wir sind 2014 dort als Mieter eingezogen und möchten unsere Aktivitäten auch auf die Mantelhalle ausweiten.
Claus Schlüter
72, war 2014 Mitgründer des „Freundeskreis Knechtsche Hallen – Keimzelle Kranhaus e. V.“, seit 2022 ist er der Vorsitzende.
taz: Aus wem setzt sich der Freundeskreis zusammen?
Schlüter: Er entstand aus einer Initiative von Elmshorner Bürgern, die, eben, ein denkmalgeschütztes Gebäude erhalten und einen Teil davon kulturell nutzen wollten. Es geht uns um „Kultur von unten“, niederschwellig, vielfältig und aus der Region. Kultur von Bürgern für Bürger. Wir sind offen für alle Ideen!
taz: Zu welchem Zweck sind die Hallen überhaupt gebaut worden?
Schlüter: Elmshorn war Anfang des 20.Jahrhunderts ein Zentrum der Lederindustrie. Es gab damals mehrere Fabriken in der Stadt, die Firma Knecht war der größte Komplex, der auch am längsten bestand. Mit wachsender Konkurrenz aus dem Ausland musste die Knechtsche Fabrik 1956 geschlossen werden – als letzte in Elmshorn. Ab 1959 nutzte Teppich Kibek die großen Hallen als Teppichlager.
taz: Was plant nun der Investor?
Konzert „Jazz And More“: heute, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), Elmshorn, Knechtsche Hallen/Kranhaus, Schloßstraße 1
Schlüter: Die Elmshorner Firma Semmelhaack plant Wohnungen, Geschäfte, Gastronomie und, in Absprache mit der Verwaltung, ein Parkhaus. Der letzte Stand ist, dass ein Teil der Wohnungen für Studenten der Elmshorner Hochschule zur Verfügung stehen sollen. Die Gastronomie wird, vermuten wir, eher im höheren Preissegment zu finden sein – wohl keine Szenekneipe, wie wir sie in der Mantelhalle mitgeplant haben.
taz: Ihre Saison endet nun mit einem Jazz-Konzert.
Schlüter: Auch in Hamburg haben die Musikclubs nach der Coronazeit Probleme, wieder auf die Füße zu kommen. Deshalb haben wir mit unserer Reihe „Jazz am Freitag“ erst einmal klein angefangen – es gab und gibt in Elmshorn aber auch nichts zu Vergleichendes. Ansonsten ging es in den 46 Veranstaltungen von April bis Oktober – wir haben leider keine Heizung – um Märkte, Workshops, Ausstellungen, Tanzveranstaltungen, Film und Kooperationen mit anderen Kulturträgern, etwa dem Tag des offenen Denkmals oder dem Kinder- und Jugendkultursommer. Uns geht es darum, dass Stadtplanung auch das Leben miteinander und vielseitige Kultur beinhalten sollte.
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