das wird: „Die Drehorte kamen nicht von ungefähr“
Fünf von der Nordmedia geförderte Filme sind zur Berlinale eingeladen. Einer läuft sogar im Wettbewerb
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau Schleuning, Herr Schäffer, werden manche Filme zielgerichtet für die Berlinale produziert?
Thomas Schäffer: Grundsätzlich haben die Produzenten und Produzentinnen schon eine Idee, auf welche Festivals sie ihre Filme gerne schicken würden. Und sie versuchen das zeitlich genau so hinzubekommen. Aber manchmal werden sie von einer Einladung auch überrascht, und dann müssen sie gegen Ende des Jahres richtig Gas geben, um den Film fertig zu kriegen.
Im Wettbewerb ist die Nordmedia als Förderer diesmal mit „Sterben“ von Matthias Glasner vertreten. Wovon handelt der Film?
Petra Schleuning: „Sterben“ ist eine Tragikomödie, in der es um eine Familie geht und alle zur Beerdigung des Vaters in ihrem Heimatdorf zusammenkommen. Dabei geht es um Themen wie Entfremdung und Wiederannäherung. Der Regisseur Matthias Glasner hat dafür ein spannendes Drehbuch geschrieben, in dem er eine persönliche Geschichte erzählt. Er ist selber im Norden von Niedersachsen aufgewachsen, sodass die Drehorte in der Nordheide nicht von ungefähr kamen.
Welches waren bisher die größten Berlinale-Erfolge für von Nordmedia geförderte?
Schäffer: Das waren der Goldene Bär für „Gegen die Wand“, aber auch die Silbernen Bären für „Systemsprenger“ und für Nina Hoss in „Yella“.
In der Sektion Panorama läuft „Teaches of peaches“. Warum wurde der gefördert?
Thomas Schäffer
ist Geschäftsführer der Nordmedia Film- und Mediengesellschaft.
Schleuning: Das ist das Porträt der kanadischen Musikerin Merrill Nisker, die in Berlin lebt. Mit der Produzentin Cordula Kablitz-Post haben wir schon eine Reihe von Filmen gemacht. Sie hat sich in Niedersachsen ein gutes Netzwerk von Produktionsgewerken aufgebaut.
Bei „Sleep With Your Eyes Open“ ist die Niedersachsen-Connection klar, denn Regisseurin Nele Wohlatz ist Hannoveranerin.
Schleuning: Stimmt! Ihr Debüt-Film „El futuru perfecto“ gewann 2016 in Locarno den Goldenen Leoparden für den besten Erstlingsfilm. Jetzt waren wir schon bei den ersten Schritten der Produktion dabei und haben das Drehbuch gefördert.
Der Film wurde in Brasilien gedreht. Wovon handelt er denn?
Schleuning: Es ist ein ganz leise erzählter Spielfilm über zwei Frauen aus China in Brasilien. Die eine ist Touristin und liegt am Strand und die andere ist eine Arbeitsmigrantin in prekären Lebensverhältnissen. Die beiden begegnen sich nicht, dennoch sind ihre Geschichten miteinander verwoben.
Petra Schleuning
leitet die Film- und Medienförderung der Nordmedia seit 2022.
Und warum fördert die Nordmedia den Dokumentarfilm mit dem schönen Titel „Henry Fonda for President“, der im Berlinale-Forum läuft?
Schäffer: Die Produktionsfirma „Medea Film Factory“ hat einen Firmensitz in Hannover und wir haben schon andere Filme von ihnen gefördert. Dies ist ein dokumentarischer Essayfilm, in dem es darum geht, wie Fonda in seinen Rollen den amerikanischen Typus verkörpert hat.
Schließlich läuft mit „Reproduktion“ noch einer Ihrer Schützlinge im Forum.
Schleuning: Die Regisseurin Katharina Pethke erzählt darin von einer Frau, die an der Kunsthochschule Hamburg studiert, die zum Teil in einer ehemaligen Geburtsklinik untergebracht ist. Und dort ist diese Frau geboren worden. Dadurch inspiriert, denkt sie über ihre Mutter und Großmutter nach, die wie sie als Mütter und Künstlerinnen gelebt haben. Ihre Mutter lebt in Gorleben und dort ist darum auch gedreht worden.
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