piwik no script img

das wird„Künstlerischer Zugang zur Klimakrise“

Zweierlei Hören: Die neue Reihe „Concerts for Future“ in Hamburg verbindet Vorträge zu psychologischen, geologischen und theologischen Themen mit Jazz, Klassik und Weltmusik

Interview Petra Schellen

taz: Frau Schroeder, warum haben Sie die Hamburger „Concerts for Future“ mit­initiiert?

Marie Schroeder: Weil ich als ausgebildete Harfenistin und „Parents for Future“-Mitglied überlegt habe, wie ich meine Kontakte einbringen kann. So kam mir die Idee zu Klimaschutz-Konzerten mit einem informativen Anteil. Als Austragungsort schienen mir Kirchen geeignet,

Warum?

Weil es dort ein Gemeindeleben gibt und man so viele Menschen erreicht. Unsere Konzerte organisieren wir gemeinsam mit den 2019 gegründeten „Churches for Future“.

Wie laufen die Abende ab?

Es werden vier Abende in vier verschiedenen Hamburger Kirchen, an denen ExpertInnen für die Klimakrise einen 20-minütigen Vortrag halten. Dazu spielen professionelle MusikerInnen Jazz, Klassik, auch Weltmusik. Die Musik soll den Vortrag ein- und ausleiten, damit das Publikum das Gesagte verinnerlichen kann.

Wurden Sie durch die Berliner „Concerts for Future“ inspiriert?

Aufakt der „Concerts for Future“ mit Martin Häusler (Autor) und Ester Puig Costa (Cello/Gesang: Do, 7. 9., 19 Uhr, St. Marien-Kirche, Hamburg-Ottensen. Weitere Termine: https://churchesfor­futurehamburg.de

Nicht ursprünglich. Ich habe zwar im Zuge meiner Planungen im Internet etwas dazu gefunden, aber nichts Aktuelles. Ich kenne das Berliner Konzept nicht. Kürzlich erfuhr ich allerdings, dass es in Lübeck im November in der Musik- und Kongresshalle eine Kombination aus Klimaschutz-Vortrag und Konzert gibt. So wie wir es in Hamburg planen, gibt es das meines Wissens aber anderswo nicht.

Wer sind Ihre ReferentInnen?

Es beginnt mit Sachbuchautor Martin Häusler, der aus seinem Buch „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten“ lesen wird – und zwar darüber, wie Musik im Kampf gegen die Klimakrise helfen kann. Katharina van Bronswijk, Autorin und bei den „Psychologists for Future“ aktiv, wird darüber sprechen, wie wir Klima-Angst in Taten umwandeln können. Die Meeresgeologin und Science-Slammerin Maria-Elena Vorrath wird über ihre Antarktisforschung berichten. Und der Theologe Constantin Gröhn wird anhand des „Paradising“-Konzepts erklären, wie man den Paradiesgedanken der Bibel in die heutige Welt übertragen kann. Übrigens arbeiten alle MusikerInnen und ReferentInnen ohne Gage.

Sie werben mit einer „Mischung aus Information und Kulturgenuss“. Ist Information pur, zumal unbequeme, nicht zumutbar?

Es geht nicht darum, dass die Musik etwas abschwächen soll, sondern darum, auf künstlerischem Wege einen Zugang zu schaffen. Wir wollen die Klimakrise in einem ruhigen, geschützten Rahmen thematisieren. Und wir hoffen, dass die Menschen mit einem Erkenntnisgewinn und einem Handlungsimpuls da herausgehen.

Foto: Vincent Dombrowski

Marie Schroeder

28, freischaffende Harfenistin, studiert derzeit Schulmusik. Seit 2022 Mitglied der „Parents for Future“.

A propos: Welchen ökologischen Fußabdruck hat das Ganze?

Unsere ReferentInnen und MusikerInnen kommen aus Hamburg, haben also keine weite Anreise. Die meisten ZuhörerInnen vermutlich auch nicht – wir haben nur in Hamburg Werbung gemacht. Der Stromverbrauch wird relativ gering sein, zumal die meisten MusikerInnen nicht verstärkt spielen. Plakate und Programm haben wir in einer mit Ökostrom arbeitenden Druckerei fertigen lassen. Das Papier ist recycelt und aus nachhaltigen Quellen erworben.

Wen wollen Sie erreichen – außer urbanem Bildungsbürgertum?

Dadurch, dass wir in auf das kirchliche Gemeindeleben abzielen, hoffen wir ältere Menschen zu erreichen, die vielleicht denken: „Es gibt doch schon so viel Klimaschutz, es läuft ja schon ganz gut.“ Wir hoffen, dass diese Menschen kommen und hinterher denken: „Das hat in mir etwas wachgerüttelt.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen