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das wird„Ich bin ein Fan von Kae Tempest“

Der Essay „On Connection“ wirdin ein Visual Poem verwandelt

Interview Benno Schirrmeister

taz: Herr Giesche, was heißt das für Sie, wieder in Bremen zu arbeiten?

Alexander Giesche: Vor allem freue ich mich, so einen Stoff auf der großen Bühne als Solo für Nadine Geyersbach machen zu dürfen, der vielleicht begnadetsten Schauspielerin, die ich kenne.

Beim Stoff handelt es sich um den Essay „Verbundensein“ von Kae Tempest, zuvor vor allem als Spoken Words Poet gefeiert. Daraus entwickeln Sie ein Visual Poem.

Ja. Ich bin wirklich Fan von Kae Tempest. Das muss ich schon sagen.

„Verbundensein“ passte ziemlich genau in die Coronazeit …

Der Essay ist im ersten Lockdown geschrieben und thematisiert das auch: „Meine Tante, die ich nicht besuchen konnte wegen Covid 19“, heißt es an einer Stelle. Für mich war der Text fast so etwas wie eine kleine …

Foto: Alexander Giesche

Alexander Giesche

Jahrgang 1982, Regisseur, von 2012 bis 2014 Artist in Residence am Theater Bremen, danach in München, Luzern und Zürich, mit Einladungen zum Schweizer und zum Berliner Theatertreffen.

… Offenbarung?

Ja, nur klingt das zu religiös. Aber ich bin im zweiten Lockdown ständig mit diesem Büchlein durch die Gegend gerannt und habe es auch allen zum Geburtstag geschenkt. Dieser Essay hat mir Halt gegeben in einer Zeit, in der ich ganz schön gesucht habe.

Geht die Inszenierung eher auf die autobiografischen Passagen ein? Weil gedanklich scheint mir das so neoromantisch-jungianisch, also wenig reizvoll.

Kann ich gut verstehen. Es gibt sogar auch Bezüge auf C. G. Jung, „Das rote Buch“, das Kae da gerade für sich entdeckt hatte. Ich muss zugeben, was ich auch an Kaes Tracks so toll finde, ist, dass sie so direkt etwas aussprechen, was wir uns im Theater gar nicht trauen würden – weil es so simpel, so einfach klingt, und doch so nah ist an Gedanken, die ich mir selbst mache, die aber keinen Echoraum bekommen würden. Aber ja, es stimmt, präsent sind in meiner Arbeit eher die anekdotischen Passagen. Wir werden bei der Aufführung Nadine Geyersbach erleben, wie sie dieses Buch liest. Dadurch entsteht ein Dreieck zwischen der Autorin, den Hörenden und der Darstellenden.

Sie liest aus dem Buch vor?

Uraufführung: Verbundensein, 28. 4., 19.30 Uhr, Theater Bremen, Großes Haus

Ja. Und dann schauen wir, was sich da wie in einer Kettenreaktion an Bildern ereignet.

Dafür braucht’ s das Große Haus?

Ja: Der Wechsel zur Guckkastenbühne war für mich wichtig. Das habe ich bei meiner Arbeit in Luzern verstanden. Dieser Rahmen bewirkt, dass die Leute die Bilder als Kunst verstehen wollen – statt als Experiment. Ich habe mich dabei ziemlich in den Bühnenapparat verliebt. Nadine wird diesen Zauberkasten jetzt mit Kaes Text anschmeißen. Das kann niemand so gut wie sie.

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