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das wird„Emotional und rational viel Diskussionsstoff“

Mit dem Stück „Sterben helfen“ stellt Malte C. Lachmann am Theater Lübeck die Frage nach einem gelungenen Abgang

Interview Friederike Grabitz

taz: Ein Stück über eine Science-Fiction-Welt, in der alle Menschen sich selbst töten, wenn sie krank oder alt werden: Was kann das Theater zur Debatte um Sterbehilfe beitragen, Herr Lachmann?

Malte C. Lachmann: Die Debatte um Sterbehilfe wird immer eine Debatte bleiben, und sie wird immer hitzig sein, weil es ein emotionales Thema ist. Das hat auch die letzte Bundestagsdebatte zum Thema gezeigt. Was Theater hier leisten kann, ist, einen Raum zu schaffen für Diskussion und Austausch. Zu einigen der Vorführungen wird es Begleitgespräche geben, beispielsweise mit einem Rechtswissenschaftler und Mitarbeitern des Palliativnetzes „Trave­bogen“.

Warum haben Sie den Stoff nun nach Lübeck geholt?

Ich kenne den Autor flüchtig und hatte das Stück schon kurz nach der Uraufführung 2016 auf dem Schreibtisch. Letztes Jahr habe ich mich wieder mit dem Thema Sterbehilfe befasst, als ich bei den Palliativwochen Schirmherr war. So kam die Entscheidung, das Stück zu inszenieren. Es bietet emotional und gleichzeitig auf der rationalen Ebene viel Diskussionsstoff.

Unsere Gesellschaft hat ein verklemmtes Verhältnis zu Sterben und Tod. Am Ende eine große Party und ein geordneter Abschied – das ist doch eine klare Sache, oder?

Foto: Jan Philip Welchering

Malte C. Lachmann

geboren 1989 in Marburg, ist Regisseur und seit der Spielzeit 2022/23 Schauspiel­direktor des Theaters Lübeck.

Das Stück beginnt tatsächlich mit einer Party, einem Abschied und einem geordneten Suizid. Damit stellt es die Frage: Wollen wir das? Die Figuren stehen für unterschiedliche Perspektiven auf das Thema. Ob und wie wir die Frage am Ende beantworten, ist jedem selbst überlassen.

Was spricht denn dafür, auf die konventionelle Art zu sterben – also etwa nach einem langen, qualvollen Krankheitsprozess in der Klinik?

Leichtfertig auf Sterbehilfe zurückzugreifen, diese Option haben wir ja heute gar nicht. Aber wir haben immer die Hoffnung, dass es noch schöne Augenblicke gibt, für die sich das Leben lohnt. Es geht nicht darum, das Leben auf Teufel komm raus zu verlängern – das ist auch nicht der Grund, warum Menschen kämpfen. Diese Erfahrung macht auch Lucy in dem Stück. Am Ende sagt ihr Sohn, dass die Erinnerung an seine Mutter viel blasser wäre, wenn sie Sterbehilfe in Anspruch genommen hätte. Für die schönen Momente, die sie so noch gemeinsam hatten, hat sich ihr Kampf gelohnt.

Wie hat das Ensemble sich auf die Inszenierung inhaltlich vorbereitet?

Theaterstück „Sterben helfen“: Premiere heute, 19.30 Uhr, CCBM der Universität Lübeck, weitere Vorstellungen: 6. 4., 7. 4., 2. 5., 7. 5. und 14. 5.; die ersten beiden Vorstellungen sind ausverkauft

Wir haben uns mit den äußeren Parametern, mit rechtlichen Vorgaben beschäftigt, haben gemeinsam dazu Dokumentationen angeschaut. Wir hatten auch zwei ExpertInnen vor Ort zu Gast, die hier in der Sterbebegleitung arbeiten.

„Sterben helfen“ wird im „Center of Brain, Behaviour and Metabolism“ der Uni Lübeck aufgeführt, das Gehirn, Verhalten und Stoffwechselprozesse erforscht. Warum haben Sie diesen Ort für die Inszenierung ausgewählt?

Einige Lübecker haben sich gefragt: Was machen die dort, und wie sieht es da drinnen aus? Es gibt nicht viele Gelegenheiten, den Ort von innen zu sehen. Wir haben inhaltliche Verbindungen zu unserem Thema, aber auch praktische, weil die Direktorin des Forschungszentrums in Kontakt mit dem Theater ist. An anderen Orten zu spielen, ist herausfordernd. Wir mussten die komplette Beleuchtung dorthin bringen. Andererseits gibt es schon eine Bestuhlung für hundert Plätze und eine riesige Videoleinwand, wie wir sie im Theater auch gerne hätten. Die haben wir genutzt.

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