piwik no script img

das wird„Der Fokus liegt auf dem Prozess“

Theaterhaus wird zum Auto-Schredder

Interview Benno Schirrmeister

taz: Marci Friebe, wieso stecken Sie hoffnungsvolle junge Performances in den Schredder?

Marci Friebe: Das tun wir doch gar nicht! Das Schredder-Festival verschafft im Gegenteil jeweils vier studentischen Produktionen eine Bühne. Die Vorgabe ist, dass diese Produktionen sich einem Wort auf ihre Weise annähern, und es reflektieren oder eben, weil es dieses Jahr um den Begriff Auto geht, es in seine Einzelteile zu zerlegen.

Wer bestimmt, welches Wort geschreddert wird?

Das ist die Aufgabe des jeweiligen Leitungsteams: Malin Burgau, Tamia Hainzinger und ich haben uns vergangenen Sommer mit einem Konzept zum Begriff „Auto“ beworben. Zu dem Begriff werden dann Projektideen bei einem Pitch im Januar vorgestellt.

Und Sie wählen die vier aus, die Sie am passendsten finden?

Nein, wir maßen uns keine Jury-Verantwortung an. Die Entscheidung liegt bei den Teilnehmenden des Pitchs. Die stimmen darüber ab: Das entspricht ja dem Selbstverständnis der Hildesheimer Kulturstudiengänge: Hier geht es um eine Demokratisierung von Kunst.

Marci Friebe

24, bildet zusammen mit Malin Burgau und Tamia Hainzinger das Schredder-Leitungsteam 2022/23.

Dazu passt auch, dass das Publikum jetzt erst mal zu Testläufen eingeladen ist?

Ja. Man kann sich diese Testläufe vorstellen wie eine Theateraufführung mit Nachgespräch, aber mit dem Unterschied, dass die Gruppen keine fertigen Aufführungen zeigen. Es kann also sein, dass an einem Punkt nur geschildert wird, was die jeweilige Gruppe plant, an dieser Stelle einzufügen – etwa eine größere Videoarbeit, die noch gedreht werden muss.

Und das wird dann mit dem Publikum diskutiert?

Mit dem Publikum und mit den jeweiligen Mentor*innen, also professionell arbeitenden Künstler*innen, die eine Art Patenschaft für je eine der Produktionen übernehmen. Es geht um eine verstärkte Feedback-Kultur, verbunden mit der Idee einer solidarischen Produktion. Der Fokus liegt eher auf dem Prozess als auf der fertigen Arbeit.

Was ist der Vorteil?

Schredder-Testläufe: 17. 2., „Nitro“, 17 Uhr;24. 2., „2350 Raupen“, 19 Uhr;3. 3., „Adam“, ganztägig;10. 3., „Jan und Ben“, 19 Uhr

Schredder-Festival 30. 3.–3. 4., alle Termine im Theaterhaus Hildesheim, Langer Garten 23c

Es kommen einfach mehr Perspektiven ins Spiel, weil die Idee des Outside-Eye dadurch ausgeweitet wird.

Des was?

Na, so heißt es, wenn jemand Außenstehendes zur Probe eingeladen wird, um seine distanziertere Sicht einzubringen. Wenn man nicht in die Probenprozesse einer Gruppe eingebunden ist, fällt einem leichter zu fragen: Wollt ihr das wirklich so, denkt doch darüber noch einmal nach.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen