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das wird„Wir spielen ein Stück von Cage nur mit Pflanzen“

Der Klub Katarakt in Hamburg präsentiert vier Tage lang experimentelle Musik

Interview Robert Matthies

taz: Herr Engelbrecht, Herr Feddersen, was sind Schwebungen in der Musik und warum ist es spannend, sie zu wahrzunehmen?

Robert Engelbrecht: Wenn zwei Instrumente exakt dieselbe Tonhöhe spielen würden, gibt es keine Schwebung. Wenn aber im Mikrobereich kleine Differenzen entstehen, dann entsteht eine Schwebung und die empfinden wir wie eine Art Welle. Die kann schneller oder langsamer sein, je nachdem wie weit die Töne auseinander liegen. Unter guten Voraussetzungen, und die wollen wir beim Klub Katarakt immer schaffen, kann man sie räumlich wahrnehmen. Wenn man als Zuhörerin nur auf diese leicht verstimmten Töne hört, könnte man sagen: Die kann überhaupt nicht intonieren! Aber es geht darum, dass im Raum Lautstärkewellen entstehen. Und wenn das mit acht Klarinetten passiert, sitzt du quasi in einem wabernden Raum.

Und man hört anderes, je nachdem wo im Raum man sich befindet?

Foto: privat

Jan Feddersen geboren 1966, Komponist und Pianist, ist künstlerischer Leiter des Festivals Klub Katarakt. Seit 2006 Mitglied im Ensemble Nelly Boyd.

Jan Feddersen: Es reicht, wenn du am Platz sitzt und deinen Kopf leicht bewegst, dann hast du einen anderen Klang. Es bedarf aber einer anderen Art des Hörens, es ist eher ein Beobachten, aber das kann sehr befriedigend sein. Es ist wirklich eine andere Art von Musik, sehr feine und leise Musik, auf die man sich einlassen muss. Wenn du da den richtigen Weg reinfindest, als Hörer:in, dann bekommst du ein anderes Zeitempfinden.

R.E.: Das ist auch eine Fortführung der Minimal Music der 70er, dieses Aufheben des Zeitempfindens, dass man nie weiß, wie ist eigentlich die reale Zeit?

J.F.: Wenn es wirklich gut läuft, verlierst du ein bisschen das normale Raumzeitempfinden. Es öffnet sich eine Tür in einen Raum und der hat noch mal zehn Türen und du kannst dich da wirklich verlieren. Und dieser Raum ist nur so lange da, wie der Klang da ist.

Die Beschäftigung mit solchen Phänomenen zieht sich wie ein roter Faden durch das Festival.

Festival„Klub Katarakt“: Eröffnung Mi, 18. 1., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße; bis Sa, 21. 1., Infos und Programm: klubkatarakt.net

R.E.: Ja, in verschiedensten Ausprägungen. Und jede Komponistin, jeder Komponist geht damit anders um. Es sind solche Phänomene, die uns interessieren. Zum Beispiel auch Differenztöne, also die Differenz der Frequenzen zweier Töne. Man kann diese Töne wahrnehmen, aber physikalisch gesehen sind sie nicht da, es ist ein psychoakustisches Phänomen.

Eine Besonderheit des Festivals sind die Wandelkonzerte über drei Hallen verteilt. Die fielen wegen Corona aus, jetzt gibt es zur Eröffnung wieder eines. Was passiert da diesmal?

Foto:  Foto: privat

Robert Engelbrecht geboren 1972, Musiker und Komponist, Mitgründer des Nelly Boyd Kreis, seit 2012 Künstlerischer Leiter von Klub Katarakt.

J.F.: Wir wollen nicht alles verraten, aber es geht um Pflanzen. Wir haben eine Installation mit Ästen. Und wir spielen ein Stück von John Cage, nur mit Pflanzen, mit Kakteen. Es gibt andere Stücke, die darauf Bezug nehmen. Es gibt eine tolle Doppel-Screen-Installation von Matthias Meyer, in der es um die „Park“-Szenen aus Antonionis Film „Blow up“ geht. Matthias hat aus allen Szenen, die im Park spielen, die Leute rausretuschiert. Man sieht nur diese leeren Parks und hört das Rauschen der Bäume.

Sie spielen zum Abschluss Gedenkstücke für den dieses Jahr verstorbenen Musiker und Instrumentenverleiher Christian Smukal. Welche Beziehung hatte er zum Klub Katarakt?

J.F.: Christian Smukal hat das Festival jahrelang mit Equipment unterstützt. Wir sind ein Low-Budget-Festival, da ist so was wichtig. Wir hatten ein gutes Verhältnis und er war wahnsinnig hilfsbereit. Wir sind ja beide auch beim Komponistenkollektiv Nelly Boyd und Christian hat oft bei unserem Seitenprojekt, dem Boyds Elektro Gitarren Orchester, mitgespielt und es auch jenseits des Festivals immer unterstützt. Er war ein herzensguter Mensch. Wir vermissen ihn.

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