piwik no script img

das wird„Es gibt noch was zu meckern“

Lisa Politt und Gunter Schmidt trotzen gemeinsam mit Gästen Alter und Corona

Lisa Politt

65, ist preisgekrönte Kabarettistin und steht mit ihrem Partner und Gatten Gunter Schmidt als „Herrchens Frauchen“ auf der Bühne. Die beiden betreiben das Polittbüro in Hamburg.

Interview Robert Matthies

taz: Frau Politt, Sie sind 65 geworden, herzlichen Glückwunsch! Ist nicht mal Zeit, mit Kabarett aufzuhören und in Rente zu gehen?

Lisa Politt: Vielen Dank für die Glückwünsche. Kann ich immer brauchen bei meinem Hang zur Katastrophe. Was die Rente anbelangt: Der Plan ist schon, Feierabend zu machen, wenn wir auch noch feiern können. Andererseits hab ich keine Lust, mir von der Pandemie den gepflegten Abgang von der Bühne versauen zu lassen.

Also lassen Sie es krachen?

Durchaus. So gut man es halt krachen lassen kann mit Corona. Mein Geburtstag war ja schon Anfang Dezember: Nachts um Punkt 24 Uhr schon ein wunderschöner Blumenstrauß und morgens Fußmassage vom Gatten, später dann ein prächtiges Frühstück im engsten Familienkreis. So lässt es sich altern. Auch unser thematisch angeglichenes Weihnachts-Special lebt mit den Coronabeschränkungen, aber der Gedanke, besonders gut auf die Gesundheit aller Beteiligten zu achten, gefällt mir gut und ist in meinem Alter grundsätzlich angemessen. Für mich wie eine extra auf mich abgestimmte pädagogische Maßnahme: dass während des Lockdowns alle kürzer treten mussten, ich also schon mal reinschmecken konnte in die Zeit des Ruhestands.

Werden Sie jetzt altersmilde?

Ich fürchte, darauf hätte nicht mal der Gatte Lust. Es gibt ja auch durchaus noch was zu meckern. Man hilft ja auch gern, innerhalb seiner Fähigkeiten. Wie andere Bühnen auch, bekommen wir als Reaktion auf die, in unserem Fall besonders konsequenten, Coronaregelungen Briefe wie diesen: Nachdem wir uns hätten „vor den Apartheids-Karren von Tschen­tscher spannen lassen“, hege man keinerlei Sympathie mehr für uns, und wir sollten doch mal erklären, wo der Unterschied bestehe zwischen „einem Polizeiknüppel auf unschuldige Demonstranten und unserer Aussperrung Ungeimpfter“. Wenn ich dem jetzt Prügel anbiete, damit er den direkten Vergleich hat: Möglicherweise ist ihm ja damit gar nicht gedient.

Kabarett „65 – Das Alter ist sicher!!!“: Sa und So, 25. und 26. 12., jeweils 20 Uhr, Hamburg, Polittbüro; Termine tägl. bis 31. 12., www.politt­buero.de

Und nächstes Jahr ist alles wieder gut?

Glaub ich nicht. Weder wird die Pandemie vorbei sein, die historische Chance haben wir in den letzten beiden Sommern verpasst, noch werde ich ab nächstem Jahr wieder jünger – und überhaupt: Wann war denn schon alles gut – oder hab ich die Revolution verpasst?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen