das wetter: Die Hebamme
Die Hebamme hatte so ein Abhängigkeitsding am Laufen. Mal hieß sie Windy, mal Carl. Sie litt unter Zoom-Fatigue, obwohl sie nie online war. Sie hatte sich gut eingerichtet, zur Arbeit eine neue Wohnung bezogen, sie lag optimal, denn sie hatte alles in Reichweite: Darmspiegelung, Ärztehaus, Fachgeschäft für Spezereiwaren. Sie war fleißig und optimierungsbewusst. Auch die nach drei Monaten über sie verhängte Tätigkeitssperre konnte sie nicht aufhalten. Sie war abhängig von Geburten. Von den Geburten anderer, um genau zu sein. Sie hing dabei keinem plumpen Positivismus an, sondern gab sich bedrohlich vollendet. Nach Feierabend machte sie Schreiübungen: wimmern, krähen. Sie hatte einen Blattschuss, meinten die einen, sie hat nur eine Sauerstoffkrise, die anderen. Aufs Brot nur Käseschmiere. Witze mit Mutterkuchen verboten sich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
