das wetter: Der Affenseher
„Nehmen Sie bitte Ihren Affen von meinem Schoß, er beschmutzt den guten Mantel!“, sagte der eher unscheinbare Mann in der U-Bahn zu der Frau, die neben ihm saß. Die Frau riss in Panik die Augen auf. Von einem Affen wusste sie nichts, und es war auch keiner zu sehen. An der nächsten Station ergriff sie die Flucht. „Jetzt nehmen Sie doch bitte Ihren Affen mit!“, rief der Mann ihr höflich hinterher. Entweder er war ein schamloser Schauspieler, oder er war einer dieser Affenseher. Der einzige seines Fachs in der gesamten U-Bahn, die pfeilgerade weiterraste, während der unsichtbare Primat nun direkt angesprochen wurde: „Na, wie heißt du denn, mein Freund? Hast du auch eine Fahrkarte?“ Das Abteil leerte sich zusehends, obwohl der kultivierte Affenseher jedes Beförderungsentgelt wert war. Aber ein Affe am Morgen, und der Tag ist voller Sorgen.
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