das wetter: Der König (5)
An seinem elften Tag als König schellte erneut das Telefon. Muschinger zog es vor, nicht abheben zu lassen; gewiss war seine Frau Schwiegermutter, die steinalte Schickse, am Hörrohr. Lieber flüsterte er dem Lakaien ins angeknabberte Ohr, nach seinem geliebten Schäfer, dem dritten Earl of Grey, doch sogleich zu rufen. Und siehe da, der König wurde seiner alsbald ansichtig, bellend und kackend aufs Fauteuil nahm der dritte Earl of Grey Platz und Raum. Der Muschinger jaulte auf vor momentaner Daseinsfreude, seinen zurechtgelegten Daseinsgrund hatte er ja eben erst noch, an seinem achten Tag als König, in einer zierlichen Schatulle verstaut. Leider konnte er diese und jene wegen Dienstbeginn um achte bis itzo nicht final versenken. Und nun brauchte er tierisch guten Rat, denn schon am elften Tag als König war dem Muschinger sein Amt mehr als Last. Der dritte Earl of Grey setzte seine Therapeutenschnauze auf.
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