das wetter: Unbequemer Palast
Umständehalber hatten Schlehbrincks die Gesellschaft nicht in die Villa am Schneipelpark, sondern in ihren brandneuen Gedankenpalast eingeladen. Ein gefragter junger Feinstoffbauer namens Gorak Shep hatte das luftige Gebäude für das Unternehmerpaar ausgeheckt, da die Schlehbrincks selbst wenig grüblerisch veranlagt waren. Allerdings fanden sich die Eheleute kaum in den Gedankengängen Sheps zurecht, sodass der Aperitif nicht etwa auf der erwarteten Veranda etruskischen Stils, sondern auf einem eisigen Felsplateau eingenommen werden musste. Zudem hatte der Architekt paranoide Schmuckelemente eingewoben, die als Harpyien auf die Gäste niederfuhren, um ihnen die Augen auszuhacken. Trotzdem erregte der unbequeme Gedankenpalast den Neid der Gesellschaft, die umgehend selbst solche Bauwerke in Auftrag gab.
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