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das wetter

Der Bordpfarrer

Vom Hunger schon recht mucksch gestimmt, versenkte der Bordpfarrer das Würstchen in den sprudelnden Fluten des Kochtopfs. „Ecce botellus!“, rief der wackere Gottesmann aus. Und siehe, es ist ein Würstchen! Munter tanzte die prall gefüllte Wiener auf und ab in den köchelnden Wellen, während die Schiffsmotoren dumpf bollernd die „Superbia“ auf ihrem nächtlichen Kurs durchs Nordmeer hielten. Ein brennend leerer Magen hatte den Bordpfarrer um Mitternacht in die Kombüse getrieben. Plötzlich fiel ihm der alte Gabeltrick von Abt Anselm ein, und er stach mit den Zinken hinein in das feste Ding. Doch was war das?! Laut pfiff eine heiße Luft heraus, und die ehedem volle Pelle schrumpelte zusammen wie der Glaube des Bordpfarrers an das Gute in Gott. Zornesrot griff er sich den scharfen Senf, verschlang ihn unter bitteren Tränen und ward doch nicht satt.

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