das wetter: Azurblau
Marlene Dietrich kam nicht zu Potte. Sie hatte sich nun schon reihum im Dorfe als Zugeherin beworben, doch keiner der alteingesessenen Insassen wollte die Lieferantentochter vom Kochelsee. Betrübt verließ Dietrich mit ihrem Esel Johannes die Gemarkung. Bittere Tränen tropften auf das kunstlederne Zaumzeug. Das Wetter dagegen tat seit Tagen sein Bestes, obgleich Johannes sich bereits Donnerstag gegen 11.30 Uhr Zug geholt hatte. Der Himmel war von einer Azurbläue, die Marlene Dietrichs geschundenes Herz höherschlagen ließ. So hoch, dass sich die untersetzte Brünette plötzlich auf einer watteweichen, weißen Wolke wiederfand. Von dort oben sah die Welt ganz anders aus. Aber wie bloß? Marlene Dietrich vermochte sich darauf keinen Reim zu machen. Und wo steckte eigentlich der Esel Johannes? Dietrich seufzte.
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