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das wetter

Die Augen

Erst vor wenigen Tagen hatte Günther sie in der Kiste untergebracht. Der alte Holzverschlag stand ganz hinten im Keller, wo es kalt und dunkel ist, wie es sich gehört. Frisch und glatt waren sie da noch. Und seine Vorfreude war beträchtlich. Günther, der alte, erfahrene Genießer, aber hatte sich zusammengerissen, wollte die Ersten nicht schon vernaschen, solange es an Fleisch fehlte. Jetzt, wo auch das erledigt war, kam die große Enttäuschung. Kaum hatte er sie alle miteinander hinauf ans Licht geschafft, starrten Günther ihre Augen an. Günther tat, was getan werden musste. Er holte das scharfe Messer aus der Schublade und begann sein mühseliges Werk. Auge um Auge stach er aus, bis auch das letzte entfernt war. Nach Karlena und Hela diesmal also Adelina – wieder eine von der Sorte, die ihn schwer enttäuschte. Nachdem er sie allesamt geschält und in den Topf getan hatte, lehnte Günther sich zurück. Beim nächsten Mal würde er es erneut mit anderen Kartoffeln versuchen.

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