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Archiv-Artikel

das wetter: der geruch

Robert Müller hatte eine fixe Idee. Er wollte einen Geruch schaffen, der so widerlich, so abstoßend, so entsetzlich unerträglich sein sollte, dass jeder Mensch, der ihn röche, augenblicklich daran zugrunde gehen würde. Denn Robert Müller hatte ein Kindheitstrauma: Als Knabe hatte er versehentlich mal den Geruch seiner Großtante Doris in die Nase bekommen. Es war nicht seine Schuld gewesen. Großtante Doris war damals zu einem unangekündigten Besuch gekommen, und ehe Robert Müller sich hatte verstecken können, waberte schon dieser entsetzliche Großtantengeruch durch das ganze Haus und vor allem durch des Knaben Nase. So sehr Robert Müller auch versuchte, diesen ganz speziellen Geruch gedanklich in Worte zu fassen – es gelang ihm einfach nicht. Es war jene undefinierbare Mischung aus Zitronengras, Rotkohl mit Essig, Schweißfuß-Socken, 4711, angefaultem Fleisch und vielen Düften des Abendlandes, die er schwerlich zuordnen konnte. Seitdem war Robert Müller verbittert und getrieben von dem festen Ziel: Rache an der Welt!