das portrait: Maria-Esther Vidalkämpft mit Daten gegen Corona
Es gibt diese schönen Buzzwords, die Unternehmen nutzen, wenn sie sich als ganz besonders fortschrittlich und modern präsentieren wollen: Wirtschaft 4.0, zum Beispiel. Oder Artificial Intelligence. Oder eben: Big Data. Ob beim Letztgenannten mehr dahintersteckt, als ein paar Excel-Datenbanken zusammengefügt zu haben, ist aber oftmals fraglich.
Maria-Esther Vidal, Informatikerin und seit vier Jahren an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) der Leibniz-Universität Hannover tätig, spielt da in einer ganz anderen Liga. Nicht nur, dass die Datenmenge, mit der sie üblicherweise hantiert, ein paar mehr Nullen hat. Gerade ist die gebürtige Venezolanerin mit ihrem Team dabei, Daten aus Fachliteratur und Datenbanken zu vernetzen. Damit wollen die Forscher*innen einen Überblick über die Wechselwirkungen von Medikamenten schaffen, die für die Behandlung von Covid-19 infrage kommen.
Nicht nur dafür erhält Vidal nun den mit 50.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Aber dieses Projekt zeigt, warum der Preis nach Hannover geht: Ausgezeichnet werden alle zwei Jahre Forschungsleistungen, die eine besondere gesellschaftliche Relevanz und eine gute Umsetzbarkeit aufweisen sollen. Big Data ist hier kein sinnentleerter Werbeslogan.
Wenn Vidal darauf angesprochen wird, spricht sie sofort über Herausforderungen und Möglichkeiten, die ihre Arbeit mitbringt, über ethische Bedenken bei der Datenverarbeitung und darüber, wie Daten die Menschen zusammenbringen können. Das Wort „Ich“ benutzt sie dabei nicht. Und auch die Auszeichnung versteht sie nicht als Preis an sich allein, sondern an sich und ihr Team.
Dennoch ist die Auszeichnung an Vidal bemerkenswert. Denn mit ihr als diesjährige Preisträgerin dürfte der Wissenschaftspreis ein wenig von seinem biederen Image verlieren. Bislang war der Preis weitgehend eine Deutsche-Männer-Angelegenheit. 15 andere haben ihn bislang schon erhalten, Vidal ist erst die zweite Frau. Auch ist sie erst die zweite nicht-deutsche Preisträgerin. André Zuschlag
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