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das portraitSander Sagosen schätzt Kiel nicht für seine Museen

Ob Sander Sagosen wirklich schon die ganze museale Bandbreite seines neuen Lebensmittelpunktes überblickt hat? Schließlich wären da zum Beispiel das Computermuseum der Fachhochschule Kiel, das Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei oder das Stadtmuseum Warleberger Hof. Aber der norwegische Handball-Topstar, der nun den Kader des deutschen Rekordmeisters THW Kiel schmückt, hat natürlich Recht mit seiner kürzlich getätigten Aussage: „Wenn du von Paris nach Kiel ziehst, um dir Museen ansehen zu wollen, ist das nicht so gut.“

Wenn man aber für den Handball in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt gehe, sei das eine Verbesserung. „Dafür ist das die perfekte Stadt. Für mich ist dies der beste Club in der Handball-Geschichte“, sagte der 24-Jährige. Sagosen ist auch der lebende Beweis dafür, dass sie beim THW unter Meistertrainer Filip Jícha wieder in den ganz großen Kategorien denken – so wie vor einigen Jahren, als etwa der französische Ausnahmespieler Nikola Karabatić verpflichtet wurde. Damals zog es die Allerbesten wie selbstverständlich nach Kiel. Von 2016 bis zum Sagosen-Coup gelang dem THW dagegen nur noch ein Deluxe-Transfer, der des dänischen Torhüters Niklas Landin.

Die Top-Stars gingen dorthin, wo während einer Saison die Belastung nicht so hoch ist wie in der Bundesliga und dennoch mehr gezahlt wird – zum Beispiel bei Paris Saint-Germain oder dem ungarischen Club KC Veszprem.

Sagosen hätte sicher anderswo mehr verdienen können als beim THW, wo es geschätzt 50.000 Euro brutto pro Monat sind. Wichtiger waren dem EM-Torschützenkönig 2020 nach eigener Aussage andere Aspekte. Zum einen, dass Kiel an der Förde ähnlich sei wie seine Heimatstadt Trondheim am Fjord, die er liebt. Zum anderen sei da dieser enorme Erfolgshunger der „Zebras“. Über sich selbst sagt Sagosen: „Ich möchte der Beste sein, das habe ich immer gesagt. Und das ist auch die Mentalität des THW. Sie wollen alles gewinnen. Christian Görtzen

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