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das portraitDie Lingener Polizei stresst Makoma Lekalakala

Kämpft in Südafrika gegen das Atomprogramm: Makoma Lekalakala Foto: Goldman Environmental Price

Die südafrikanische Klima- und Umweltaktivistin Makoma Lekalakala bekam am vergangenen Samstag einen guten Eindruck davon, wie Polizei und Atomkonzerne hierzulande bisweilen mit friedlichem Protest umgehen. Zusammen mit örtlichen AKW-Gegnern posierte die 55-Jährige auf einer öffentlichen Fläche vor dem Atomkraftwerk Lingen für Pressefotos, als Polizeibeamte mit fünf Fahrzeugen und einer Hundestaffel vorfuhren – auf Initiative des AKW-Betreibers RWE, wie die Aktivisten sagen.

Die Polizisten nahmen die Personalien der Umweltschützer auf. Wohl zu deren Einschüchterung, wurden doch zwei Anwesende gleich von den Beamten mit korrektem Namen angesprochen. Später erklärte die Polizei, bei der „Spontandemonstration“ sei es zu keinen strafbaren Handlungen oder sonstigen Störungen gekommen.

Lekalakala befindet sich auf Einladung von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden auf einer Rundreise durch Deutschland. Am vergangenen Mittwoch war sie bei der Präsentation des neuen „Uran Atlas“ in Berlin zugegen. Am Wochenende ließ sie sich über die Atomanlagen in Lingen – außer dem AKW ist dort noch die einzige deutsche Brennelementefabrik in Betrieb – und die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau informieren. Samstagabend hielt sie in Lingen einen Vortrag über die Umwelt- und Atompolitik in ihrer Heimat.

Makoma Lekalakala stammt aus Soweto. In Johannesburg leitet sie das Büro der Umweltorganisation Earthlife Africa. 2018 wurde sie für ihr Engagement gegen das nationale Atomprogramm mit dem „Goldman Environmental Prize“ geehrt. Die renommierte, mit 150.000 US-Dollar und einer Bronze-Skulptur dotierte Auszeichnung wird jährlich an Basis-Umweltaktivisten in allen Kontinenten vergeben. Stifter war der 2010 verstorbene, jüdisch-US-amerikanische Unternehmer Richard Goldman.

Bislang läuft in Südafrika lediglich ein Atomkraftwerk mit zwei Reaktorblöcken. Die Atomindustrie ist ein langjähriger Kunde des Urananreichers Urenco, an dem auch Eon und RWE beteiligt sind. Seit Jahren gibt es im Land aber Pläne für einen Ausbau der nuklearen Kapazitäten, mögliche Partner sind China und Russland. Auch über die in Deutschland gescheiterte Hochtemperaturreaktor-Technologie wird in Südafrika immer wieder nachgedacht. Makoma Lekalakala warnt vor einem Ausbau der Atomenergie in Afrika. Der Kontinent habe immense natürliche Energieressourcen, Atomkraft wiederum sei keine klimaneutrale Technologie. Reimar Paul

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