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das portraitSmart statt aggressiv:Nechirvan Barsani ist Präsident der Kurden im Nordirak

Foto: Azad Lashkari/reuters

Nechirvan Barsani, 56 Jahre alt, ist neuer Präsident der autonomen kurdischen Region im Nordirak. Er wird am kommenden Montag offiziell in sein Amt eingeführt. Der Wahl Barsanis gingen zähe Verhandlungen voraus.

Seit sein Onkel Mesud Barsani nach dem politischen Desaster einer misslungenen Unabhängigkeitserklärung Ende 2017 sein Amt niederlegen musste, hatte Nechirvan zwar als Ministerpräsident de facto schon das Amt geführt. Doch bis er nun wirklich als Nachfolger seines Onkels zum Präsidenten gekürt werden konnte, musste seine Demokratische Partei erst im September 2018 als stärkste Partei aus der Parlamentswahl hervorgehen und anschließend im Parlament die notwendige Mehrheit für Nechirvans Wahl organisieren.

Damit ist es dem Barsani-Clan nun endgültig gelungen, im Nordirak eine Familiendynastie zu etablieren. Schon vor Mesud Barsani, der seit der Anerkennung der autonomen Region Nord­irak durch die Zentralregierung in Bagdad im Anschluss an den ersten Golfkrieg zwölf Jahre Präsident war, bestimmte der Großvater von Nechirvan, Mollah Mustafa Barsani, als Gründer der Demokratischen Partei Kurdistans die Geschicke der Kurden im Nordirak.

Der Großvater hatte die Kurden 1973 in den tragisch verlorenen Unabhängigkeitskrieg gegen Saddam Hussein geführt. Mollah Mustafa war noch der klassische Peschmerga-Kämpfer und trat auch so auf. Sein Sohn Mesud, der ebenfalls als Guerillaführer gegen Saddam gekämpft hatte, behielt zwar auch als Präsident den Dress der Peschmerga bei, war aber bereits mehr Politiker als Kämpfer.

Mit Nechirvan Barsani, dem Sohn des früh verstorbenen älteren Bruders von Mesud Idris Barsani, kommt nun endgültig die Generation der smarten Anzugträger an die Macht. Nechirvan hat als Jugendlicher mit seiner Familie im Exil im Iran gelebt und an der Universität Teheran Politikwissenschaft studiert. Er ist ein geschickter und erfahrener Politiker, der viel für die wirtschaftliche Entwicklung der kurdischen Region im Irak getan hat.

Nechirvan Barsani, der mit einigen Jahren Unterbrechung seit 2006 als Ministerpräsident der autonomen Region amtierte, war Verhandlungsführer in Bagdad, als es um die Kompetenzen der autonomen Region ging. Er hat die den Kurden zustehenden Gewinne aus den irakischen Ölverkäufen so geschickt investiert, dass der Nordirak wirtschaftlich erstarkte, als der Rest des Landes völlig darniederlag. Und er hat die Annäherung der irakischen Kurden an die Regierung der Türkei in die Wege geleitet. Denn für die wirtschaftliche Entwicklung des Nordirak ist eine offene Grenze zur Türkei und ein gutes Verhältnis zu Ankara unabdingbar.

So war der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan einer der Ersten, der ihm zur Wahl gratulierten. Von Barsani wird in Ankara erwartet, dass er mehr Wert auf eine pragmatische, an wirtschaftlichen Erfolgen orientierte Politik legt als auf ein eher emotionales Unabhängigkeitsprojekt. Zudem erhofft sich Erdoğan, dass Barsani die Präsenz der PKK im Nordirak einschränkt. Jürgen Gottschlich, ­Istanbul

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