das portrait: Ex-Tennisprofi Nicolas Kiefer verlässt Hannover
Hannover ist zu seiner Heimat geworden. Wer Nicolas Kiefer im Alter von 41 Jahren trifft und mit ihm über seinen Ruhestand spricht, tauscht sich mit einem ausgeglichenen und zur Ruhe gekommenen Menschen aus. Der ehemalige Tennisprofi von Weltformat hatte von seiner Erfahrung genau dort etwas zurückgeben wollen, wo er selbst zum Berufssportler ausgebildet wurde – am Leistungszentrum des Deutschen Tennis Bundes (DTB) in Hannover. Dort ist seine Expertise allerdings nicht mehr erwünscht. Oder um es herber zu formulieren: Kiefer ist dem Verband in seiner Rolle zu teuer geworden.
Einen besseren Kronzeugen für die Arbeit mit Talenten hätten sie in Hannover nicht finden können. Kiefer war als Jugendlicher schlau genug, nicht einfach nur auf Tennis, sondern auch auf einen guten Schulabschluss zu setzen. Er hat sich mit Fleiß, Disziplin und Talent bis auf Rang 4 der Weltrangliste empor gespielt. Heute genießt „Kiwi“ sein freies Leben und tritt plötzlich die Flucht nach vorne an. Statt in Hannover weiter den Nachwuchs zu fördern, hilft er künftig dem SSC Berlin. Dort greift Kiefer in der Herren-40-Mannschaft selbst zum Schläger und kümmert sich um Talente.
In sportlicher Hinsicht ergibt das Sinn. Ein Verein wie der SSC Berlin leistet sich mit den Schweden Thomas Enqvist und Magnus Larsson sowie dem Franzosen Arnaud Clement ehemalige Profis, um Deutscher Meister werden zu können. Deshalb ist ein Könner wie Kiefer dort in bester Gesellschaft.
In Hannover bleibt in jedem Fall eine ärgerliche Niederlage zu beklagen. Unter der Regie des Tennisverbandes Niedersachsen Bremen (TNB) muss ein neues Zugpferd für gute Jugendarbeit gesucht werden. An der „TennisBase“ des DTB und NTB war Kiefer als Mann mit Heimvorteil und beeindruckender Vita eine sehr öffentlichkeitswirksame Besetzung. Warum es beiden Seiten auf lange Sicht nicht gelungen ist, das Finanzielle in den Hintergrund und das Inhaltliche in den Vordergrund zu rücken, bleibt ein Rätsel. Christian Otto
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