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das portraitJulie Fuchs, die schwangere Pamina

Muss aus Gründen des Mutterschutzes der Bühne fernbleiben: Julie Fuchs Foto: privat

Am 12. April 2018 ändert Julie Fuchs auf ihrer Facebookseite das Titelbild. „Pamina“ steht nun in großen Lettern auf blau-glitzerndem Hintergrund über ihrem Profil. Die französische Sopranistin verkündet ihren 7.713 Facebookfans, dass sie die Rolle der Pamina in Mozarts „Die Zauberflöte“ ab Mai in der Staatsoper Hamburg spielen wird.

Einen Tag später postet sie ein Foto von sich, lachend, ihr Blick auf ihren runden Bauch gerichtet. Die frohe Botschaft: Schwanger! „Ich freue mich schon, mit einem Baby im Bauch auf der Bühne stehen zu dürfen und zu singen“, schreibt sie. Dahinter ein Herz.

Danach wird es ruhig auf ihrer Facebookseite. Am 19. April schreibt sie, sie hätte sich zurückgezogen, um an ihrer Rolle zu arbeiten. Sie sei an einem wunderschönen und inspirierenden Ort. Drei Mal wird der Beitrag geteilt. Der Beitrag, den sie am Tag darauf posten wird, wird 1.802 mal geteilt werden.

„Die Staatsoper hat mich darüber informiert, dass die künstlerische Integrität der Jette-Steckel-Produktion von „Die Zauberflöte“ nicht gewährleistet ist, wenn die Sopranistin, die die Pamina singt, im vierten Monat schwanger ist“, schreibt sie am 20. April. Fuchs wird nicht auftreten. Sie sei enttäuscht, fühle sie sich stimmlich und körperlich doch in Topform.

Bereits einen Monat vor Beginn der Aufführung habe sie die Oper über ihre Schwangerschaft informiert. Es sei geplant gewesen, die Inszenierung so zu ändern, dass keine Gefahr für sie bestünde – für Pamina sind Flugszenen vorgesehen. Gleichzeitig solle der „Kern der Inszenierung“ derselbe bleiben.

Nach eingehender Prüfung sei das nicht möglich, teilt die Oper mit. Man würde in keinem Fall ein gesundheitsgefährdendes Risiko eingehen, wenn auch nur im Ansatz riskante szenische Aktionen auf der Bühne stattfinden könnten. Das Arbeitsrecht für Schwangere in Deutschland sieht Beschäftigungsverbote vor, wenn die Gesundheit von Mutter oder Kind gefährdet ist. Rechtlich handelt die Staatsoper korrekt. Zum Ausgleich wurde Fuchs angeboten, in einer anderen Spielzeit drei Vorstellungen zu spielen.

Fans schreiben, sie solle sich einen Anwalt nehmen, sexistisch sei das, wozu gebe es Stunt-Doubles. „Ich freue mich jetzt einfach darauf, im Juni auf die Bühne zurückzukehren, um Poppea im Opernhaus Zürich zu singen“, schreibt sie selbst – ohne Flugszenen, dafür mit rundem Baby-Bauch. Cara Westerkamp

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