das portrait: Dennis Wehrendt leistet disziplinierten Dienst am Ball
Im deutschen Männerfußball gibt es im kommenden Jahr nicht nur den Titel des Fifa-Weltmeisters zu verteidigen – im Schatten des großen Spektakels will auch die deutsche Polizeinationalmannschaft in Tschechien erneut die Europameisterschaft gewinnen. Vor vier Jahren gewann sie den Titel mit einem 4:2 im Endspiel gegen Griechenland. Das Turnier ist eine gute Gelegenheit für Spieler der vierten und fünften Ligen, internationale Fußball-Luft zu schnuppern. So wie für Dennis Wehrendt vom Regionalligisten VfB Lübeck, dem Kapitän der Polizeiauswahl, der bereits bei den beiden letzten Europameisterschaften dabei war.
Doch während beim großen Fußball die Profiligen strammstehen, wenn die Nationalmannschaft ruft, richten die Regionalligen ihren Spielplan nicht danach aus, wann der Bundesinnenminister seine Vorzeigekicker zum Dienst am Ball ruft. Das führte am Samstag dazu, dass VfB-Stammspieler Wehrendt das erste Mal in dieser Saison bei einem Regionalliga-Spiel auf der Bank saß und tatenlos zusehen musste, wie seine Mannschaft mit dem 0:2 gegen Germania Egestorf-Langreder die fünfte Niederlage hintereinander kassierte.
Denn VfB-Trainer Rolf Landerl hielt ihn offensichtlich nicht fit genug für einen Einsatz, da er 48 Stunden vorher beim EM-Qualifikationsspiel der Polizeiauswahl gegen Russland 90 Minuten durchgespielt hatte. Die Lübecker hatten vergeblich gehofft, dass Teilzeit-Polizist Wehrendt von seinen staatlichen Pflichten entbunden würde, um dabei zu helfen, noch einmal Anschluss an die Tabellenspitze der Regionalliga-Nord zu bekommen.
„Da gibt es eine klare Ansage des Bundesinnenministers“, sagte jedoch Holger Schwabe, Fachwart Fußball bei der Polizei, den Lübecker Nachrichten. „Bei allem Entgegenkommen den Halbprofiklubs gegenüber sind unsere Spieler Polizisten, die Spiele für unsere Auswahl sind Dienstzeiten, der Minister wünscht, dass wir immer mit der stärksten Mannschaft antreten.“ Auch Wehrendt selbst hatte „große Lust auf das Spiel gegen Russland“.
Ob die Polizei die Dienste des Defensivmannes tatsächlich gebraucht hätte, um sich für die EM zu qualifizieren, ist dem Ergebnis nach zumindest fraglich: Deutschlands Ordnungshüter besiegten ihre russischen Kollegen mit 10:0. Dreifacher Torschütze war der zweite Norddeutsche im Aufgebot, Marcello Meyer von Strand 08, der auch schon für den VFB Lübeck spielte. RLO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen