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das doppelportraitFür Thomas Jensen und Holger Hübner fing alles im Kies an

Thomas Jensen und Holger Hübner haben Wacken in Schleswig-Holstein zu der Heavy-Metal-Metropole überhaupt gemacht. Für ihr jahrzehntelanges Engagement in Sachen Musik und für diverse soziale Projekte wurden die beiden nun mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Im August 1990, als der Musiker Jensen und der DJ Hübner zum ersten Wacken Open Air in die Kieskuhle am Rande des Ortes luden, wollten sie einfach ein paar Freunde einladen, Bier trinken und Rockmusik hören. 800 Kumpels und Kumpels der Kumpels folgten der ersten Einladung und binnen wenigen Jahren mutierte die Kieskuhlenparty zum größten Metal-Festival Europas. Wohlgemerkt in einer Zeit, in der klassischer Heavy Metal, der bis heute immer noch einen Großteil des Programms ausmacht, kommerziell am Boden lag. Doch die beiden bodenständigen Idealisten ließen sich nicht beirren, weder von finanziellen Rückschlägen noch von Schlechtwetterfronten, die wenige Kilometer von der Nordseeküste entfernt quasi zum guten Ton gehören.

Und sie bescherten unzähligen Fans echte Gänsehautmomente. So erinnern sich Zeitzeugen wie der Autor selbst zum Beispiel noch gut daran, dass die späteren Chartstürmer Hammerfall 1997 den ersten größeren Gig außerhalb ihrer schwedischen Heimat auf dem Wacken-Acker absolvierten, mit zitternden Knien und mächtig vollen Hosen. Auch gelang es Jansen und Hübner die längst aufgelösten Emperor, Norwegens vielleicht progressivste Black-Metal-Band, in Schleswig-Holstein wieder zu vereinen. 2015 betraten die (ebenfalls längst aufgelösten) Savatage die eine Hauptbühne, während direkt nebenan das eigene Nebenprojekt Trans-Siberian Orchestra Aufstellung nahm und sich die Musiker die Bälle über mehrere Hundert Meter Luftlinie gegenseitig zuspielten. Momente für die Ewigkeit im Gedächtnis vieler Metal-Fans, die man mittlerweile gar in den USA zu kopieren versucht. Dafür ist ein Verdienstorden die angemessene Auszeichnung. Marc Halupczok

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