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das ding, das kommtIn der Hocke richtig geblendet

Dem einen kann ein guter Schuss gelingen, dem anderen muss er das: Das wäre die kürzeste Definition des Unterschieds zwischen Amateur- und Profifotograf*in. Ist für Letztere das Nutzen eines Fotoapparats ein Broterwerb, stellt es für Ersteren je nach Definition eine Leidenschaft dar oder eben eine Nebensache, ein Hobby.

Was einen guten Schuss ausmacht? Nicht viel, folgt man Maik vom Blog www.langweiledich.net. Der hat dort immerhin 26.203 Artikel verfasst, darf also als Profi gelten, zumindest was das Bloggen angeht. Im Text „Amateur- vs. Profi-Fotograf an selber Location“ kommt dieser Maik schnell zum zentralen Punkt: „Blende vernünftig einstellen und in die Hocke gehen! For starters.“ Und er verweist auf einen kostenlosen Fotokurs, „theoretisch“ jedenfalls: „aktuell wird mir lediglich ein Serverfehler angezeigt“.

Einen weiter gefassten Blick auf die Spannung zwischen Laien- und Profifotografie wirft dieser Tage die Ausstellung „Amateurfotografie. Vom Bauhaus zu Instagram“ in Hamburg. Ausgangspunkt ist auch hier das Unbekümmerte im Umgang mit Apparat und Medium, das im Gegensatz zum abgeklärten Geschäft „kreatives Potential“ und „eine große schöpferische Kraft“ freisetze. Vom künstlerischen Interesse am Bauhaus – vor allem László Moholy-Nagy entdeckte die Fotografie ab 1923 als Experimentierfeld – über das demokratische Potenzial der Amateurfotografie in den 1920er-Jahren und die Popularisierung des Knipsens im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts spannt die Ausstellung den Bogen – bis hin zur Gegenwart, in der Milliarden von Smartphone-Besitzer*innen im Millisekundentakt mit Filtern aufgepimpte Schnappschüsse auf Server hochladen. (Wie viele davon wohl aus der Hocke entstehen, wie Maik das empfiehlt?)

Ach, und Fragen stellt die Ausstellung: Wo lassen sich zwischen historischer Amateurfotografie und zeitgenössischer Bilderflut Brüche ausmachen, wo Kontinuitäten?

Robert Matthies

AusstellungAmateurfotografie. Vom Bauhaus zu Instagram“: ab Do, 3. 10., Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe; bis 12. 1. 20

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