das ding, das kommt: Immer noch so awwww!
Vor vier Jahren mutmaßten wir an dieser Stelle noch: Womöglich würden die Katzen als letzter heißer Internet-Scheiß schon bald durch „irgendein anderes, das Kindchenschema bedienendes Getier“ ersetzt. Nun dürfen wir Entwarnung geben: Gerade erst hat die wohl berühmteste Internetkatze Grumpy Cat in London mit dem ebenso missmutig dreinschauenden (weil durch einen Verkehrsunfall kurz zuvor gesichtsverletzten) Straßenstreuner Saul einen ernstzunehmenden und just „viral“ gewordenen Nachfolger gefunden.
Nun muss man also sagen: Wer auch immer in Zukunft diese Regierung anführt – das World Wide Web wird weiterhin von den putzigen (oder eben erstaunlicherweise mal nicht ganz so niedlichen, aber dafür offenbar umso lustigeren) Haustieren „regiert“. „Funny Cat Videos“ gehören weiterhin zum Meistgeklickten, mehr als 474 Millionen Treffer liefert eine Suche nach „Cat“ auf Youtube.
„Katzen gehen immer noch“ heißt folgerichtig die an den 2014er-Vorgänger anschließende Gruppenschau in der Hamburger Galerie Affenfaust, die bis Ende Januar „Darstellungen von Katzen in den verschiedensten Formaten, Farben und Kontexten“ versammelt.
Nicht nur Low-Brow-Kunst, Skulpturen oder Zeichnungen sind dabei zu sehen: Diesmal haben die Initiator*innen zudem „eine offen gefasste Analyse jenes scheinbar exponentiell wachsenden Internet-Aufkommens der schnurrenden Tiger gewagt“.
Stichwortgeber dabei: Der immer wieder auf Katzenbilder zurückgekommene Nietzsche (was heutzutage natürlich vor allem ein gern gewählter Katzenname ist). Der sich als so übermenschlich betrachtende Philosoph fürchtete einst nämlich, dass Tiere den Menschen als ein Wesen ihresgleichen betrachten, „das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat“: Der Mensch also nichts anderes als ein „wahnwitziges Tier“? In jedem Fall eine Einladung, sich auch auf „künstlerische Positionen [zu] freuen, die vergleichbare Phänomene, in ähnlichen Sphären des Wahnwitzes“ ins Visier nehmen. Ach, eins noch: Hunde müssen natürlich draußen bleiben. Robert Matthies
Bis 19. Januar 2019, Hamburg, Affenfaust
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