das ding, das kommt: Eine runde Sache
Wenn vom „Ring“ im Theater die Rede ist, dann geht es meist um Wagners -Zyklus oder Lessings -Parabel. Oder den städtischen Theaterring, der Vorstellungsbesuche zu günstigen Konditionen organisiert. Manchmal aber auch ganz handfest um Fingerringe: Dann geht’s auf der Bühne um Treue, Erbe und Legenden, die wiederum – der Ring schließt sich – nicht zufällig Theater-Ring-Legenden aufgreifen, um Theater-Legenden zu ehren. Der Iffland-Ring etwa, der legendärste seiner Art: ein Fingerring mit dem Bild August Wilhelm Ifflands, der in Mannheim 1793 in der „Räuber“-Uraufführung den Franz Moor spielte. Das Schmuckstück wird testamentarisch an den „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ vererbt, und das „auf Lebenszeit“; derzeit hat ihn Bruno Ganz.
Der Legende nach hat Iffland einst sieben Ringe anfertigen lassen und an Freunde verteilt; und so wie Lessings Nathan – aber ganz anders als etwa J. R. R. Tolkien – offen gelassen, welcher davon der „eigentliche“ ist. Auch ein Geschenk Goethes soll der Ring gewesen sein, und kurz hintereinander starben gleich drei Schauspieler, denen er als nächstes zugedacht war. Seit 1911 erst ist der Iffland-Ring als Schauspieler-Auszeichnung nachgewiesen, seit 1954 ist er zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich – und fällt nach dem Tod des Trägers der „Bundestheaterverwaltung“ zu. Sieben Punkte regeln seitdem die rechtmäßige Vergabe. Weil Frauen als Iffland-Trägerinnen ausgeschlossen sind, gibt es seit 1987 auch einen Alma-Seidler-Ring.
Auch die Schweiz hat so einen Ehrenring als höchste Auszeichnung des dortigen Theaterlebens: Benannt nach dem Mäzen Hans Reinhardt, wird er seit 1957 verliehen – ganz undramatisch einmal im Jahr.
Und auch das Hamburger Thalia-Theater, das gerade sein 175-jähriges Jubiläum feiert, hat einen Ring: Benannt nach dem Schauspieler Albert Bozenhard, der von 1875 bis 1930 in der Stadt wirkte, ehrt er den „besten und würdigsten Schauspieler“ des Hauses. Bozenhard gab seinen Ring 1939 an Ernst Leudesdorff weiter, der vermachte ihn 1945 Willy Maertens, 1968 ging er an Manfred Steffen, der ihn 2006 an Christoph Bantzer übergab. Nun gibt auch Bantzer den Ring ab, an Victoria Trautmannsdorff – erstmals eine Frau. (matt)
Festmatinee mit Übergabe des Albert-Bozenhard-Rings: So, 11. 11., 11 Uhr, Hamburg, Thalia-Theater
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen