das ding, das kommt: Leidenschaftliche Münz-Belustigung
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Ihr matter Katzenglanz lässt die Augen aller Hartgeldfans funkeln: Für Numismatiker*innen – also Münzkundler*innen – und -sammler*innen ist es im Norden das sprichwörtliche Eldorado: Mehr als 700 Münzen sind im ersten und zweiten Stock des Museums August Kestner in Hannover zu sehen, ausgewählt aus einem Bestand von über 100.000. Das ist der größte in Norddeutschland. Dem da Gelagerten widmen sich ein paar „Connaisseurs“ auch regelmäßig „mit Hingabe“, wie die Museumsnumismatikerin Simone Vogt berichtet, und zwar im Numismatischen Nachrichtenblatt: „Große Mengen ausgelegter Münzen ermüden den leidenschaftlichen Kenner kaum.“ Nicht von ungefähr wohl hieß einst schon die erste Münzkundezeitschrift Historische Münz-Belustigung. Die meisten Besucher*innen aber gehen an den Vitrinen vorbei, hin zur altägyptischen Mumie und der Kestner’schen Etruskerkunstsammlung.
Eine besondere „museale Herausforderung“ nennt es Vogt, diese „Menschen ohne Kenntnisse über historische Münzen für diese Objektgruppe zu gewinnen“. Dafür hat sie sich vor ein paar Jahren schon ein Projekt ausgedacht: Im Erdgeschoss zeigt seit 2015 eine Vitrine nur eine einzige, geldgeschichtlich typische oder besonders bedeutsame Münze, zum Beispiel eine Trite des Alyattes II. aus Lydien oder eine attische „Eule“ aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Alle drei Monate wechselt der Inhalt; links und rechts davon erklären zwei Tafeln, was sich an Weltgeschichtlichem von so einer Münze ablesen lässt. Bis zum Jahr 2023 will Vogt mit der Vitrine eine Geldgeschichte in Jahrhundertschritten erzählen.
Davon ist jetzt die Hälfte geschafft: Man ist bei Karl dem Großen angekommen. Und zur Feier der Halbzeit gibt es nun, bis Ende Oktober, noch mal alle bisherigen Jahrhundertmünzen gleichzeitig zu sehen. (matt)
„Von Krösus bis Karl – Weltgeschichte in Münzen“. Eröffnung: Mi, 18. 7., 18.30 Uhr, Museum August Kestner, Hannover; bis 28. 10.
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