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das ding, das kommtKeine ist länger

Längst erscheint die Rolltreppe selbstverständlich. Aber was ist, wenn sie ausgewechselt werden muss? Foto: Abb.: Archiv

Gerade ist sie 125 Jahre alt geworden, wenigstens ungefähr: Das erste Patent für eine Rolltreppe erhielt der US-amerikanische Tüftler Jesse Reno im März 1892. Rund zwei Jahre später rollten dann die ersten Menschen über eine von Renos Treppen, allerdings unter den besonderen Bedingungen eines Vergnügungsparks, nämlich dem auf der New Yorker Ausflugs-Halbinsel Coney Island; schwer zu sagen, ob damals allen klar war: Das ist kein kurioses Fahrgeschäft, sondern eine Selbstverständlichkeit von morgen.

Die Idee war da fast schon von gestern: Auf Mitte des 19. Jahrhunderts datiert die Kulturwissenschaftlerin Andrea Mihm in ihrer Doktorarbeit zum Thema den Beginn der Beschäftigung mit solchem Gerät. Dessen Durchbruch habe viel zu tun gehabt mit der Pariser Weltausstellung 1900, wo in größerer Zahl auch Rolltreppen die enormen Besucherströme bewältigen geholfen haben. Es liegt nahe, dass auch dem Kulturkritiker und Großstadtflaneur Walter Benjamin zur Rolltreppe etwas eingefallen ist (Zuschriften bitte an die Redaktion).

Man könnte natürlich auch mit Donald Trump anfangen und dessen Auftritt im Juni 2015: Eine Rolltreppe, golden, war’s, mit der der heutige US-Präsident hinabstieg, seine Kandidatur zu verkünden. Der Nachrichtensender CNN erklärte das Gerät im New Yorker Trump-Tower zur berühmtesten ihrer Art, aber in der Welt von Trump und seiner Anhängerschaft ist darin sicher eine Gemeinheit versteckt.

Zu einem Superlativ griff nun auch die Hamburger Hochbahn AG, als sie eine anstehende Baumaßnahme pressemitteilte: Sie erneuert ab Montag die „längste U-Bahn-Rolltreppe Deutschlands“. Genau genommen geht es um drei je 40 Meter lange Treppen, die seit 1970 Fahrgäste in die (bzw. aus der) U-Bahn-Station Messehallen befördern, nach offiziellen Zahlen von 2016 etwas über 11.000 Menschen täglich, und das über 24 Meter Höhenunterschied – tiefer liegt hierzulande kein Bahnhof.

Die Treppen hätten „ihre wirtschaftliche Lebenszeit erreicht“, heißt es. Weshalb der Bahnbetreiber sich wohl eine echte „technische und logistische Herausforderung“ aufgehalst hat: Auf rund zehn Wochen pro Treppe ist die am Montag beginnende Unternehmung veranschlagt.Alexander Diehl

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