das detail: Unglücksrabe, der
Die Härten des Torhüterlebens sind schon hinlänglich beschrieben worden. Und doch ist es jedes Mal aufs Neue erstaunlich, wie Feldspieler nach Belieben dilettieren dürfen, ohne in der Öffentlichkeit dafür geradestehen zu müssen. Aber wenn der Keeper patzt, ist das Geschrei groß. Gut, Eintracht Frankfurts Ersatztorhüter Kaua Santos, der den erkälteten Kevin Trapp vertrat, sah gleich bei zwei Gegentreffern jämmerlich aus, aber wie seine Teamkollegen vorne reihenweise die Chancen vergaben, hatte auch slapstickhaften Charakter. Das war nach Schlusspfiff fast vergessen, weil alle nur über die Fehlgriffe des 21-jährigen Brasilianers sprachen und sich um eine historische Einordnung bemühten.
Erinnert wurde an den 6. April 2002 und an das legendäre Missgeschick des Cottbusser Torhüters Tomislav Piplica, der trotz reichlich Reaktionszeit auf den Einsatz seiner Hände verzichtete und den Ball mit dem Hinterkopf ins eigene Tor beförderte. Auch Santos schien am Samstag zu lange vom Zweifel geplagt, ob er per Hand ran sollte, ehe er den Ball mit seinem Arm noch an die Latte und dann ins eigene Tor bugsierte. Wie lange man ihm das nachtragen wird, kann er in etwa am Piplica-Vergleich ermessen. Sein großes Torhütertalent hat er bei der Eintracht in der Hinrunde schon eindrücklich unter Beweis gestellt. In den Fanforen der Eintracht wurde geschwärmt, Santos habe eine größere Spannweite als Adler Attila, das Wappentier der Eintracht. Der Verein verlängerte seinen Vertrag bis 2030. Am Samstag folgte dann der jähe Absturz. Es war nur noch vom Unglücksraben zu lesen. Johannes Kopp
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