daily dope (140) :
Ein früherer Masseur des dänischen Radsport-Profis Bjarne Riis, heute Chef des dänischen Rennstalls CSC, hat dessen Sieg bei der Tour de France 1996 als Ergebnis von „massivem Doping“ bezeichnet. In einem TV-Interview sagte der Belgier Jeff d’Hondt, Riis sei bei der Frankreich-Rundfahrt 1996 „randvoll“ mit dem Ausdauermittel Epo gewesen. D’Hondt arbeitete in jener Saison fürs Team Telekom. Er berichtet, dass Riis einen extrem hohen Hämatokritwert von 64 gehabt habe und in der letzten Woche unter akuten Gichtsymptomen gelitten habe. Ein solch hoher Hämatokritwert kann lebensbedrohlich sein, nicht selten kommt es zu Verklumpungen und Herzversagen. Der normale Hämatokritwert liegt deutlich unter 50 Prozent. Er kennzeichnet das Verhältnis von flüssigen und festen Bestandteilen des Blutes. Epo erhöht die Anzahl der roten Blutkörperchen, Sauerstoffträger im Organismus. Riis bezeichnete die Vorwürfe des Masseurs als haltlos, es existierten keine Belege dafür. In italienischen Ermittlungsakten fanden sich jedoch bereits vor Jahren Nachweise auf hohe Hämatokritwerte von Riis. Nicht zufällig trägt Riis den Beinamen „Mister 60 Prozent“. Es ist erstaunlich, dass jetzt wieder ein Masseur das Schweigen gebrochen hat. Die Szene hat sich ja auf ein Verhalten verständigt, das dem Schweigegelübde der Mafia – der Omerta – durchaus vergleichbar ist. Umso spektakulärer waren die Enthüllungen des belgischen Masseurs Willy Voet. Der ehemalige Festina-Masseur landete mit seinem Buch „Gedopt“ einen Verkaufserfolg. Im Fall von Lance Armstrong packte Emma O’Reilly aus, von 1998 bis 2000 Masseurin im Team des siebenmaligen Tour-de-France-Gewinners. Rennfahrer sagen indes so gut wie nie aus. Ausnahmen sind die ehemaligen Radprofis Jesús Manzano, Jesper Skibby und Philippe Gaumont, der in seinem Buch „Prisonnier du Dopage“ über das Gebaren in seinem Sport berichtet hat. „Seit ich die Wahrheit sage, schlägt die Profiszene auf mich ein“, so Gaumont seinerzeit. Er betonte auch, dass er Briefe von Exprofis bekommen habe, „die auch gerne ausgepackt hätten, sich aber nicht getraut haben“. Aus Angst. TAZ, DPA