corona in hamburg: „Man kann bei Blutspenden nicht auf Vorrat bauen“
Auf der Internetseite blutspende-nordost.de werden Fragen rund um Blutspende und Corona beantwortet. Öffnungszeiten der Hamburger Blutspendezentren finden Sie auf blutspendehamburg.de, eine kostenlose Hotline ist unter 0800/1194911 erreichbar
Interview Juliane Preiß
taz: Frau Schweiger, wieso sollte man gerade jetzt in Zeiten der Coronakrise Blut spenden?
Kerstin Schweiger: Die Notfallversorgung der Patient*innen in den Kliniken in Hamburg und der Region ist ganz, ganz wichtig. Es sind keine Corona-Erkrankten, die Blut brauchen, sondern zum Beispiel Krebspatienten, aber auch Menschen, die ein Leben lang auf Blutpräparate angewiesen sind, wie jene, die an der Bluterkrankheit leiden.
Kann in Notsituationen auf Vorrat gespendet werden?
Der Knackpunkt ist, dass die Blutpräparate nur eine begrenzte Haltbarkeit haben, Thrombozyten zum Beispiel sind nur vier Tage haltbar. Man kann also nicht auf einen langfristigen Vorrat bauen. Die Rückmeldungen auf unsere Aufrufe in den letzten Tagen waren aber wirklich enorm, das ist toll. Nun bitten wir die Menschen, ihre Spenden möglichst auf die kommenden Wochen zu verteilen, um die Kontinuität der Blutspenden zu gewährleisten.
Was sagen Sie den Menschen, die Angst davor haben, sich bei einer Blutspende mit dem Coronavirus zu infizieren und deshalb nicht Spenden wollen?
Die Sicherheit von Spendenden und Mitarbeiter*innen des Blutspendedienstes hat eine höchste Priorität. Die Blutspende findet schon an sich unter sehr hohen, gesetzlich abgesicherten und hygienischen Maßnahmen statt, und wir haben diese jetzt nochmal aufgestockt.
Wie sieht das aus?
Der oder die Spendewillige kann nicht einfach so den Spendeort betreten, vor Eintritt gibt es bereits eine Anamnese. Es wird Fieber gemessen, es wird nach Aufenthalten in möglichen Risikogebieten gefragt, und es wird gefragt, ob man direkt oder indirekt Kontakt zu infizierten Corona-Patient*innen hatte. Wenn eine Frage mit 'Ja’ beantwortet wird, darf der Spender oder die Spenderin gar nicht eintreten. Aber alle, die dann diese erste Schranke passiert haben, werden aufgefordert, sich die Hände ausgiebig zu desinfizieren, und dann erst startet der normale Prozess. Es gibt ein Arztgespräch und eine Untersuchung, erst dann gibt der Arzt grünes Licht für eine Blutspende.
Kerstin Schweiger,55, ist Pressesprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost.
Kann man sich durch eine Bluttransfusion mit dem Coronavirus anstecken?
Nach derzeitigem Stand kann der Virus nicht durch eine Bluttransfusion übertragen werden.
Welche Maßnahmen können Sie zusätzlich ergreifen?
Wir arbeiten gerade an der Einrichtung sogenannter Blutspende-Hotspots, wie es sie seit gestern in Neumünster in Schleswig-Holstein gibt. Dort können Spendewillige werktags zur Spende kommen. So etwas ist auch für Hamburg geplant. Und es gibt Anfragen an die zuständigen Behörden zu einer möglichen Ausnahmeregelung für die Durchführung von Blutspende-Terminen, in dem Fall vom Versammlungsverbot.
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