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corona in bremen„Man kann nicht auf einen Vorrat bauen“

Schweiger, 55, ist Pressesprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost.

Interview Juliane Preiß

taz: Frau Schweiger, wieso sollte man gerade jetzt in Zeiten der Coronakrise Blut spenden?­

Kerstin Schweiger: Die Notfallversorgung der Patient*innen in den Kliniken ist ganz, ganz wichtig. Es sind keine Corona-Erkrankten, die Blut brauchen, sondern zum Beispiel Krebspatienten, aber auch Menschen, die ein Leben lang auf Blutpräparate angewiesen sind, wie jene, die an der Bluterkrankheit leiden.

Kann in Notsituationen auf Vorrat gespendet werden?

Der Knackpunkt ist, dass die Blutpräparate­ nur eine begrenzte Haltbarkeit haben, Thrombozyten zum Beispiel sind nur vier Tage haltbar. Man kann also nicht auf einen langfristigen Vorrat bauen. Die Rückmeldungen auf unsere Aufrufe in den letzten Tagen waren aber wirklich enorm, das ist toll. Nun bitten wir die Menschen, ihre Spenden möglichst auf die kommenden Wochen zu verteilen, um die Kontinuität der Blutspenden zu gewährleisten.

Was sagen Sie den Menschen, die Angst ­davor haben, sich bei einer Blutspende mit dem Coronavirus zu infizieren und deshalb nicht spenden wollen?

Die Sicherheit von Spendenden und Mitarbeiter*innen des Blutspendedienstes hat eine höchste Priorität. Die Blutspende findet schon an sich unter sehr hohen, gesetzlich abgesicherten und hygienischen Maßnahmen statt, und wir haben diese jetzt nochmal aufgestockt.

Wie sieht das aus?

Der oder die Spendenwillige kann nicht einfach so den Spendeort betreten, vor Eintritt gibt es bereits eine Anamnese. Es wird Fieber gemessen, es wird nach Aufenthalten in möglichen Risikogebieten gefragt, und es wird gefragt, ob man direkt oder indirekt Kontakt zu infizierten Corona-Patient*innen hatte. Wenn eine Frage mit 'Ja’ beantwortet wird, darf der Spender oder die Spenderin gar nicht eintreten. Aber alle, die dann diese erste Schranke passiert haben, werden aufgefordert, sich die Hände ausgiebig zu desinfizieren, und dann erst startet der normale Prozess. Es gibt ein Arztgespräch und eine Untersuchung, erst dann gibt der Arzt grünes Licht für eine Blutspende.­

Wegen der Corona-Epidemie spenden weniger Menschen in Bremen Blut als sonst. Die Versorgungslage sei am unteren Rand zwar stabil, heißt es vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), wenn allerdings noch mehr Spender wegbrechen, kann es eng werden. Das DRK hat deshalb zusätzliche Termine angesetzt. Informationen gibt es im Internet unter drk-blutspende.de. Die Telefonnummer der kostenlosen Spender-Hotline lautet: 0800 11 949 11. Infos rund um Blutspende und Corona gibt es auch auf der Internetseite blutspende-nordost.de.

Kann man sich durch eine Bluttransfusion mit dem Coronavirus anstecken?

Nach derzeitigem Stand kann der Virus nicht durch eine Bluttransfusion übertragen werden.

Welche Maßnahmen können Sie zusätzlich ergreifen?

Wir arbeiten gerade an der Einrichtung sogenannter Blutspende-Hotspots, wie es sie seit gestern in Neumünster in Schleswig-Holstein gibt. Dort können Spendenwillige werktags zur Spende kommen. Und es gibt Anfragen an die zuständigen Behörden zu einer möglichen­ Ausnahmeregelung­ für die Durchführung von Blutspende-Terminen, in dem Fall vom Versammlungsverbot.­

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