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Archiv-Artikel

christoph schultheis Die voll mobile Volks-Kolumne

Was Jenny Elvers-Ebertzhagen, Gerhard Schröder und Marisol Grothusmann gemeinsam haben

Natürlich machen Promis Werbung. Wer wollte es den Günther Jauchs und Verona Feldbuschs verübeln, dass sie aus ihrer Prominenz Profit schlagen? Und wenn sich neuerdings auch Jenny Elvers-Ebertzhagen für Perlweiss einen weißen Kittel anzieht, obwohl sie erklärtermaßen keine Zahnarztfrau ist, dann verschafft ihr das ein blitzsauberes Image. Und Geld.

Andererseits ist Promi-Werbung natürlich auch ein Risiko – für den Werbetreibenden, weil sein Promi anderntags irgendein Hotelzimmer verwüsten könnte (und das Produkt-Image gleich mit), aber auch für den Promi selbst: Wenn beispielsweise rauskäme, wo Perlweiss seine Paste im Dritten Reich hergestellt hat oder so, dann hätte auch Frau Elvers ein PR-Problem. Doch ist der Perlweiss-Spot auch deshalb ein nettes Beispiel, weil die Elvers’sche Kittel-Verkleidung nebenbei auch die Glaubwürdigkeit von Werbung thematisiert, um die es ja naturgemäß nicht gut bestellt ist.

Journalismus hingegen ist da ja ganz anders. Unabhängig nämlich. Und glaubwürdig. Klar wird auch da längst gesponsert und kooperiert, was das Zeug hält, doch ist das nur so ein Gedanke und würde jetzt echt zu weit führen, weshalb wir lieber endlich auf die so genannte „Volks-Karte“ der Bild-Zeitung (bzw. des dazugehörigen Internetangebots Bild.T-online.de) zu sprechen kommen, die ja zunächst mal nur irgendeine Kundenkarte ist, mit der man sich für knapp vier Euro monatlich vor Schnäppchen und Rabatten kaum retten kann. Zahlreiche „Volks-Produkte“ hat dqs Bild-Imperium im Angebot: die „Volks-Kamera“ zum Beispiel, den „Volks-Spüler“ oder „Volks-PC“ und, aus Werbezwecken, haufenweise Volks-Promis wie Daniel Fehlow, Yasmina Filali, Isabel Soares, Alexandra Klimm, Martin Schmitt, Werner Böhm sowie – last not least – die Ehefrau von Werner Böhm, Susanne. Und würde sich Gerhard Schröder nicht so quer stellen und enger mit der Bild-Zeitung zusammenarbeiten, dann … dann ist das wieder nur so ein Gedanke angesichts all der Kronzeugen, die sich da für die „Volks-Karte“ begeistern.

Jüngster Spross in der „Volks-Produkt“-Familie ist übrigens das „Volks-Notebook“, jüngstes Mitglied im Club der Begeisterten Daniel Küblböck. Nach seinem Autounfall sei „Daniel endlich wieder voll mobil“, dichtete die Online-Bild und zeigte ein Beweisfoto, auf dem Küblböck so einen Klapprechner in seinen bandagierten Händen hält bzw. „Super!“ findet. Unterzeile: „Bild.T-online-Redakteurin Marisol Grothusmann überreicht Daniel das Volks-Notebook.“ Was sagt man dazu? Vielleicht dies: Der vorangegangene Text wurde auf einem Aldi-Computer aus dem Jahre 1997 getippt.