piwik no script img

Archiv-Artikel

christoph schultheis Harald Schmidt ist doof

Arme Sandra Maischberger: Die unsympathische Talkfrau hat es momentan echt nicht leicht. Ihre neue Sendung im Ersten ist nach sieben Wochen genauso schlecht wie die dazugehörigen Einschaltquoten, und die Kritiker schreiben das ziemlich gnadenlos auf: „Plötzlich mäkeln alle an Sandra Maischberger herum“, fasste die Berliner Zeitung kürzlich zusammen. Und wir nicken.

Die Behauptung, Harald Schmidt sei doof, hingegen … Geben Sie's ruhig zu: Da war doch was, als Ihr Blick auf die Überschrift fiel, nicht wahr? So eine kleine Emotion, nicht wahr? Ein Widerstand.

Anders als Frau Maischberger hat Harald Schmidt eben schon früh mit Polenwitzen und Ausdauer die Nörgler verprellt und zugleich aus Golf-Fahrerinnen, Magnum-Essern und Fernseh-Kritikern eine solide Fan-Gemeinde rekrutiert, die sich bis heute in seinen Unkorrektheiten sonnt – abends auf dem Sofa, aber auch tags drauf in der Mittagspause, in der Bar, zwischen Beischlaf und Einschlafen, egal.

Oder eben in der Zeitung: Vielleicht erinnern wir uns noch an diese Sat.1-Pressekonferenz, als die „Harald Schmidt Show“ fortan fünfmal pro Woche einen festen Platz im Sat.1-Programmablauf bekommen sollte. Man muss nicht mal dabei gewesen sein, um sich zu erinnern. Denn kaum eine Medienseite im Lande ließ es sich hernach nehmen, lang und breit, ja geschmeichelt drüber zu berichten – beziehungsweise geradezu reflexhaft und willfährig all die luhuhustigen Sotihihissen nahahachzudrucken, die ihnen ein gut gelaunter Harald Schmidt vor Ort in die Notizblöcke diktierte.

Hernach ging Schmidt in die Sommerpause, kehrte Wochen später erstaunlich uninspiriert zurück und unternahm erst mal eine sehr lange, sehr misslungene Rheinfahrt, für deren zeitversetzte Ausstrahlung ihm Sat.1 zu allem Überfluss sogar vier zähe Stunden Sendezeit freiräumte. Das ganze Ding war eine Katastrophe, doch weil sich der gewiefte Opportunist Schmidt schon während der Ausstrahlung ein gewisses Unbehagen anmerken ließ, hielten sich anderntags die öffentlichen Tadel prompt zurück. Im Gegenteil wird sich neuerdings sogar dann gefreut, wenn Schmidt bei Alfred Biolek ein fades Süppchen kocht! Wo aber steht geschrieben, dass Schmidts eigene Show womöglich seit geraumer Zeit schon behäbig und gedankenfaul, routiniert, langweilig und doof geworden ist?

Der Sat.1-Pressestellenmitarbeiter jedenfalls, der sich erinnert, dass irgendwann, vor Monaten, im Frühjahr wohl und vor der Sommerpause, in der HörZu tatsächlich mal so einen Text gestanden haben soll, ist für Frau Maischberger kein Trost: Wenn nun plötzlich alle ausgerechnet an ihr herummäkeln, ist sie am Ende vielleicht wirklich bloß unsympathisch.