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carlier | gebauerFreier Fall in die Farbe des Alls: neue Arbeiten von Jessica Rankin

Im Werk Jessica Rankins waren bisher zwei Elemente besonders tragend: die gestickte oder gedruckte, poetische Sätze bildende Linie und Analogien des Universums in Form von Sternenkonstellationen oder etwa aus Papier collagierten Sphären. In Rankins Einzelausstellung „There and Not There“ bei carlier | gebauer tritt nun eine dritte, malerische Kraft hinzu. In der neuen Werkserie von 2018 verwebt sich der bei Rankin so treibende Faden mit direkt bemalter, roher Leinwand, aus der das unbehandelte Gewebe teils weiterhin hervortritt. Die Malfarbe ist an vielen Stellen mittels Lavierung aufgetragen, sodass in Gemälden, wie dem quadratischen „No More Than A Breath“, die lila und grüne Farbe mit der Trägeroberfläche verschmilzt, während sich der dick eingearbeitete Faden in verschiedenen Gelbtönen von dieser abhebt und aus der Farbe heraus explodiert. Eine organische, blitzschnelle Eruption des Gestickten. Wobei die grafische Schrift hier nicht etwa fehlt. Die Arbeit „Thread Suns“, lässt zum Beispiel ihren Titel klar erkennen, aber auch Worte wie „With“ und „Or“ (oder „Oh“?) sind in den Wellen der grünen Waschung versteckt. Die Schrift wandert schließlich auch – und das ist hier ganz besonders entscheidend – an die gegenüberliegenden Seiten der Keilrahmen und bringt so die Bilder der Wand näher, verknüpft sie aber auch durch den Raum hinweg mit anderen Werken: „And Between The Two The Line That Makes Them Vibrate“ lassen die Ränder von „There and Not There“ verlauten. Subtile Botschaften, die von Begehren und Zwischenräumen sprechen. Und das Universum? Auf „In Making“ ist es plötzlich als expressiver Splash in Grau auf Pink und Türkis mitten im Raum – ein Strudel im All. Rankin beschreibt ihre Hinwendung zur Malerei, ihr Experimentieren mit ihr, als „freien Fall“. Und dieses Fallen in die Farbe teilt sie mit uns. nym

Bis 18. 4., Di. – Sa. 11 – 18 Uhr, Mark­grafenstr. 67

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