bvg-tarifkompromiss : Der Streik fällt aus
Die BVG streikt nicht. Schade eigentlich. Wer einmal als Tourist an der Bushaltestelle in Florenz oder Rom das Wort „sciopero“ hörte, weiß, wie amüsant und kommunikativ ein Streik im öffentlichen Nahverkehr sein kann. Frechheit, sagen die einen Reisenden; das legitime Recht von Arbeitnehmerorganisationen die anderen. Diese Diskussion bleibt den zahlreichen Berlinbesuchern in diesem Jahr erspart. Und den Berlinern damit einige Unannehmlichkeiten.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Für die Beschäftigten der BVG bedeutet der nun gefundene Tarifkompromiss zweierlei: deutliche Lohneinbußen und einen relativ sicheren Job. In Zeiten allgemeiner Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes – und damit von Einkommen und Ansehen – ist Letzteres offenbar so viel wert, dass man verzichtet. Wie schon im öffentlichen Dienst, der Lohnsenkungen nach der gleichen Formel „weniger Geld für weniger Arbeit“ vorsah, werden die Betroffenen die Kröte vermutlich schlucken.
Einigermaßen zufrieden kann der rot-rote Senat sein. Er erzielt langfristig beträchtliche Einsparungen und hat die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zu bundesweit einmaligen Einschnitten gebracht. Das hat ihm den Vorwurf von Gewerkschaftern und der linken Wahlalternative eingebracht, Vorreiter bei der Tarifflucht zu sein. Dennoch bedeutet der Kompromiss für den Senat ein ruhigeres Regieren in den nächsten Monaten. Man stelle sich nur einmal vor, während des Wahlkampfes im September hätte die BVG wochenlang gestreikt.
Die allermeisten Berliner werden den Kompromiss begrüßen. Zwar wird dadurch die BVG nicht besser oder billiger, aber sie wird langfristig weniger Geld aus dem Landeshaushalt benötigen. Geld, das den Bus- und Straßenbahnfahrern fehlen wird.