buchtipp: „Supervision“
Streitbare Texte
Sind Dreiecksbeziehungen gleichsam ein Synonym für Verletzung und Scheitern, ist in der Supervision das Gegenteil der Fall. Berater und Supervisoren müssen sich auf ein schweißtreibendes Ringen mit zwei Partnern einstellen, die wiederum eine enge Liaison verbindet. Nur wenn der Spagat gelingt, auf die Bedürfnisse des Teams ebenso einzugehen wie auf die Anliegen der Organisation, nur dann wird Supervision wirkungsvoll sein. Der Herausgeber spricht hier von einem Triangel – und von der Angst vieler Kollegen, Position zu beziehen, ohne sich in einseitigen Für- oder Gegenpositionen zu verlieren.
„Supervision“ benennt strukturelle Verhältnisse als Hintergrund persönlichen Verhaltens und legt sie offen.
Zwölf Autorinnen und Autoren nebst Herausgeber bringen je erstaunliche und erhellende Ansichten in die Diskussion. Karl König und Hermann Staats beleuchten Unternehmen unter den psychoanalytischen Kategorien der Übertragung und Gegenübertragung. Wolfgang Schmidbauer entfilzt den Tatbestand Mobbing, ja enttarnt ihn als Ausdruck für institutionelle Krisen und beschreibt beispielhaft, was das mit „traumatisierten Organisationen“ zu tun hat. Christiane Schiersmann und Heinz-Ulrich Thiel widmen sich der weithin tabuisierten Machtfrage in der Supervision mit Leitungskräften und lokalisieren dabei sowohl Gewalt als auch Gestaltungspotenzial.
Gefüllt mit derart streitbaren Themen bringt der Band Bewegung in die Szene. Der Markt schießt ins Kraut – und mit ihm die Blüten. Somit können sich nicht nur Supervisoren an dem vorliegenden Buch orientieren und reiben. Auch Teams und Chefs bekommen für die Suche nach geeigneten Beratern Auswahlkriterien in die Hand. HKL
Harald Pühl (Hg.): „Supervision. Aspekte organisationeller Beratung.“ Reihe Beratung – Supervision – Mediation. Berlin: Leutner 2002. 19,95 €
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