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Archiv-Artikel

briten, niederländer und spanier über die lage der nato in afghanistan

Der Guardian aus London kommentiert: Das Engagement des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato in Afghanistan ist wichtig, denn die Geschichte des Landes seit der Befreiung von der Diktatur der Taliban im Jahre 2001 liest sich anders als das blutige Kapitel Irak. Es gibt heute in Afghanistan neue Schulen, mehr als drei Millionen Flüchtlinge konnten in ihrer Heimatorte zurückkehren, und es gibt ein bescheidenes Wirtschaftswachstum sowie eine legitime Regierung. Zweifel an der Zukunft sind dennoch gerechtfertigt. Das Risiko besteht darin, dass Afghanistan dem bekannten Muster von Ländern folgt, die der Westen befrieden wollte. Der Irak gehört nicht unbedingt dazu, aber ganz sicher Bosnien-Herzegowina und das Kosovo. Dort gibt es zwar eine Art von Frieden – aber nicht mehr und nicht weniger. Der Aufbau einer Nation braucht Zeit, Geld und auch ein bisschen Glück, das ist nun einmal die Realität.

De Volkskrant aus Amsterdam schreibt: Afghanistan ist eine entscheidende Mission für das Bündnis, das nach dem Kalten Krieg eine neue Daseinsberechtigung suchen musste. Die Nato verfügt über heute gut ausgebildete Truppen und eine erprobte Kommandostruktur – aber das ist noch keine Garantie für einen Erfolg am Hindukusch. Denn angesichts der Mühe, die es kostete, die Mitgliedstaaten zur Stellung von Truppen für den gefährlichen Süden Afghanistans zu bewegen, ist der politische Wille, das Bündnis so weit außerhalb des eigenen Gebiets einzusetzen, hauchdünn. Einige, auch große Nato-Länder meinen, dass die Förderung der internationalen Sicherheit ein gutes Ziel ist – aber sie sind nicht bereit, jeden Preis dafür zu zahlen.

Die Tageszeitung Diario Sur aus dem spanischen Malaga meint: Die Situation in Afghanistan ist alles andere als rosig. Bislang haben allein die Vereinigten Staaten 257 Soldaten verloren, und auch die Einheiten der internationalen Sicherheits-Stabilisierungs-Truppe Isaf sehen sich zunehmenden Angriffen ausgesetzt. Die demokratisch gewählte afghanische Regierung unter Präsident Hamid Karsai ist noch immer schwach, und die Taliban sind sich der Tatsache bewusst, dass es bei den jetzigen Kämpfen um ihr Überleben geht. Die Soldaten des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato stehen daher an zwei Fronten: der rein militärischen, an der die Taliban bereits gezeigt haben, dass sie keine Angst vor einer direkten Konfrontation haben, und an der zivilen, bei der es um den Wiederaufbau des Landes geht. Diese ist besonders wichtig, um das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung zu gewinnen.