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brief des tages

Zentral: Die soziale Frage

Stigmatisiert – weil arm“, taz vom 26. 5. 25

Die soziale Frage scheint weder in der politischen Agenda noch in den Medien den Platz einzunehmen, den sie verdient. Die jüngste Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) belegt: Menschen mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr – also oft im ländlichen Raum – verlieren signifikant häufiger das Vertrauen in demokratische Institutionen. Es ist nicht das „Bauchgefühl“, das zur Politikverdrossenheit führt, sondern das tägliche Erleben struktureller Benachteiligung. Medien berichten oft in ritualisierten Phrasen, ohne die systemischen Ursachen wirklich zu beleuchten. Das Narrativ von Eigenverantwortung und „Chancen für alle“ kaschiert, wie groß der Unterschied zwischen Theorie und Realität geworden ist. Wer heute mit Mindestlohn zwei Stunden zum nächsten Facharzt fahren muss, der braucht keine Haltungskommentare, sondern politischen Wandel. Wenn wir die Demokratie stärken wollen, dann nicht mit Symbolpolitik, sondern mit konsequenter sozialer Infrastruktur: Bildung, Wohnen, Mobilität – dort entscheidet sich, ob Demokratie als lebenswert erlebt wird. Die soziale Frage bleibt die Schlüsselfrage. Alexander Kunz, Regensburg

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