brief des tages:
Datenkraken und Stasi 2.0
„Big Tech endlich zerschlagen“,
taz vom 16. 1. 25
1990 befreiten sich Tausende DDR-Bürger in Stellvertretung für eine gesamte Republik, die sich zynischerweise demokratisch schimpfte, vom Ballast eines Überwachungsapparats, der sie 40 Jahre lang bis in den letzten Winkel überwachte und ausspähte. Es dauerte keine 10 Jahre, bis sich die inzwischen wiedervereinte Nation flächendeckend und freiwillig mit Geräten ausstattete, die man als Stasi 2.0 titulieren könnte. Genannt Handy und später das Smartphone.
Das daraufhin noch riesige Datenkraken wie Facebook & Co aus dem fernen Ausland kamen, die den Nutzern die letzten Details der Privatsphäre entlockten und damit zu milliardenschweren, mächtigen Konzernen wurden, war ja letztlich nur die logische Konsequenz allem Vorangegangenen. Diese müssen inzwischen schon von der EU und einzelnen Staaten in die Schranken verwiesen werden, weil der Bürger nicht die inzwischen einzig verbliebene Konsequenz dieses Datendesasters zieht. Die wäre nämlich, sich schnellstmöglich von X, Tiktok, Google und allen Metaprodukten abzumelden, um nur die Spitze des Eisbergs zu benennen.
Ulli Herzau, Berlin
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