brief des tages:
Überheblichkeit eines gesunden Menschen
„Der Bundestag ist eingeknickt“, taz vom 6. 7. 23
In dem Interview mit Ralf Jox spricht dieser sich für das Sterberecht aus. Ich unterstütze seine Aussagen, bis er ein Beispiel nennt: „Stellen Sie sich vor, jemand hat eine schwerste Multiple Sklerose und hat zusätzlich irgendwann eine Angststörung als Diagnose bekommen.“ Ja, stellen Sie sich mal vor, jemand liest, dass er in Jox’Augen der perfekte Kandidat für Sterbehilfe ist. Auch wenn er dies nicht direkt auf die Sterbehilfe bezieht, finde ich es persönlich erschreckend, wenn hierbei ein Beispiel genommen wird. Es löst Gedanken aus, die für mich erschreckend sind, wie zum Beispiel, dass andere bestimmte Leben nicht lebenswert finden oder zumindest es gut verstehen würden, wenn jemand, der diese Krankheiten hat, sich für Sterbehilfe entscheide. Es geht unter die Gürtellinie, Menschen dieses Gefühl zu geben. Es ist eine Art Überheblichkeit, die ich oft in unserer Gesellschaft zu spüren bekomme von gesunden Menschen, die es sich anmaßen, darüber zu urteilen, ob jemand jetzt ein glückliches Leben lebt oder nicht auf der einfachen Grundlage von Krankheiten. Marie Heine, Berlin
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